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Lissabon

Veröffentlicht am 12.09.2018

Vielfalt

Um 09:30 öffnete der Hafenmeister das Büro und ich konnte bezahlen. Zurück zum Schiff, die Päckchen entzerren sich und ich habe nun Platz genug zum Ablegen. Im Hafen dann noch das Groß gesetzt und raus ging es durch die Fischerbootflotte und Netze noch unter Motor. Nun rollte ich noch die Genua aus und konnte tatsächlich richtig segeln. Motor aus. Mit 3 – 4 Knoten schaffte ich nicht so viele Meilen wie erhofft, aber immerhin ich segle, was ich mir bei jedem Start ja wieder erhoffe.

Es war kein großer Wellengang und die Sonne schien. Gegen Mittag löste sich auch der Dunst aus und die portugiesische Atlantikküste glitt an mir vorbei. Die unvermeidlichen Fischernetze lagen natürlich immer genau auf Kurs. Meine Windfahnensteuerung schafft es immer, die Bojen direkt anzusteuern. Das muss ich ihr noch abgewöhnen.

Eine Ankunft bei Tageslicht in Lissabon wird unwahrscheinlich. Cabo Roca ist zwar schon zu sehen, liegt aber noch einige Meilen entfernt und die Sonne beginnt zu sinken. Der Wind kommt immer achterlicher und ich rolle die Genua ein und laufe nur noch unter Groß. Die Nacht bricht herein und ich bin noch Stunden von der Marina in Oreias entfernt. Soll ich vielleicht doch lieber für eine Nacht Cascais anlaufen? Als ich jedoch um das Cabo Raso biege, sehe ich auf meinem Plotter ein Sperrgebiet für Fischaufzucht auftauchen. Da kann ich bei der Dunkelheit nicht durch und muss auch noch einen Umweg machen. Cascais ist nun keine Alternative mehr. Oreias ist nach Ende des Sperrgebietes genauso weit weg. Die rote Ansteuerungstonne zum Rio Tejo ist nun schon auszumachen, von dort sind es aber noch immer fast 4 Meilen bis zur Einfahrt. Groß runter und unter Motor weiter. Peter ist so nett und wartet trotzdem noch auf mich, um mir beim Festmachen zu helfen, per Telefon informiert er mich, wo noch ein Liegeplatz frei ist. Um 00:30 liege ich am Steg. Aufräumen wird auf morgen verschoben, nun erst einmal in die Koje.

Die Marina Oreias ist eine wirklich empfehlenswerte Marina. Hier gibt es nicht nur mehrere Bars und Restaurants, Ausrüster, Bootsverleiher, sondern auch eine super freundliche Rezeption. Ich habe Glück und treffe auf eine deutsch sprechende Mitarbeiterin. Sie hat in der Schweiz gelebt und deutsche Literatur studiert. Als besonderen Service gibt es jeden Morgen 2 frische Brötchen ans Boot geliefert. Man hat Bahnanschluss nach Lissabon und Cascais (ca 15 Min. Fußweg).

Nachdem ich mich ausgeruht und dann aufgeräumt habe, fahre ich mit Petra und Peter mit dem Vorortzug nach Belem. Die beiden hatten schon ihre ersten Stadtbummel in Lissabon hinter sich. In Belem wollten wir eigentlich ins Mosteiro dos Jeronimos. Hier gibt es eine Ausstellung zur Entstehung Portugals. Das Gebäude wurde zu Ehren von Vasco da Gama nach seiner Rückkehr aus Indien ab 1502 errichtet. In der dazugehörigen Kathedrale mit einem beeindruckendem Portal liegt die Gruft von Vasco da Gama. Leider ist die Besucherschlange so lang, dass wir zwischen 2-3 Stunden warten müssten. Das ist uns zu lang und so laufen wir zu Fuß Richtung Lissabon. Bei der Brücke des 25. April nehmen wir dann doch lieber den Bus, da es noch einige Kilometer zur Innenstadt sind.Mosteiro dos Jeronimos mit BesucherschlangeMosteiro dos Jeronimos mit Besucherschlange

Hier durchstreifen wir nun das Viertel Baixa mit seinen vielen Geschäften. Menschenmassen schieben sich durch die Straßen. Viele große Ketten haben hier ihre Läden. Das Viertel ist nach dem großen Erdbeben im Jahre 1755 neu aufgebaut worden. Die Straßen wurden dann in geraden Linien mit rechtwinkligen Querstraßen angelegt. Große Plätze mit Statuen erinnern an die wichtigen Personen aus der Gründerzeit. Die Hauptstraßen sind meistens autofrei und quer fahren die Busse und Straßenbahnen. Auf den Straßen haben die Lokale ihre Tische und Stühle stehen und Musiker und andere Straßen-Künstler beleben das Viertel. Nach ein paar Stunden verlassen wir das Viertel durch den großen Torbogen der Rua Augusta (1873) zum Tejo. Hier kann man wundervoll immer am Fluß langlaufen. Es geht Richtung Bahnhof Cais do Sodre. Von hier aus fahren die Züge u.a. Richtung Oreias und Cascais. Eine einfache Fahrt nach Oreias kostet 1,95. Soviel Großstadt schlaucht uns und wir genießen wieder die Ruhe auf dem Weg zur und in der Marina.

Am Freitag geht es nach dem Frühstück und Klar Schiff machen zunächst zu Fuß am Fluß entlang Richtung Cascais. Neben uns die Schnellstraße, aber am Strand entlang merkt man davon nichts. Irgendwann geht es aber nicht mehr weiter am Strand und wir queren die Schnellstraße und gehen durch die nächste Kleinstadt. Dann geht es wieder weiter am Strand. Nach Cascais sind es aber bestimmt noch 10 KM. Dann hätten wir nicht mehr viel von der Stadt. Es geht zum nächsten Bahnhof und weiter mit dem Zug. Nach einer viertel Stunde erreichen wir Cascais und sind gleich mittendrin in der quirligen Altstadt. Cascais AltstadtCascais AltstadtWir suchen uns ein kleines Restaurant und nehmen ein Lunch. Gestärkt schauen wir uns die Stadt an mit ihren hübschen gepflegten alten Gebäuden und Plätzen, das Kastell und den großen Yachthafen statten wir ebenfalls einen Besuch ab. Spät nachmittags fahren wir dann mit dem Zug zurück nach Oreias. Hier gibt es zwei Haltestellen. Leider merken wir nicht, dass wir in einem Zug sitzen, der dort wo wir eigentlich aussteigen wollen, nicht hält. Auch die nächsten 3 Stationen werden durchfahren. Erst dann können wir mit dem nächsten Zug zurück nach Oreias.

Am Samstagnachmittag unternehmen wir einen zweiten Versuch in die Ausstellung in Belem zu kommen. Abends wollten wir sowieso in die Oberstadt (Bairro Alto). Die Schlange ist diesmal nicht so lang und nach einer halben Stunde sind wir drin. Das Gebäude ist wie eine Burg aufgebaut mit einem großen Innenhof und 2 geschossig überdachten Gängen. InnenhofInnenhofIn einem der Räume ist die Ausstellung zur Entstehung Portugals in zeitlichem Zusammenhang mit anderen wichtigen Ereignissen der Welt- und Kirchengeschichte. Eine weitere kleine Sonder-Ausstellung zeigt die Stationen eines berühmten portugiesischen Schriftstellers aus dem letzten Jahrhundert. Ein wenig enttäuscht verlasse ich wieder das Gebäude, noch einen Blick in die große mit viel Gold ausgestattete Kathedrale. Ich hatte mir mehr versprochen. Nur ein ganz kleiner Teil des Gebäudes steht der Öffentlichkeit zur Besichtigung zur Verfügung und bietet keine besonders interessanten Einblicke. Wofür der Hype?

Mit der Straßenbahn Linie 15 geht es weiter Richtung Innenstadt. Heute wollen wir in der Oberstadt essen gehen und uns den portugiesischen Fado anhören, eine besondere Gesang und Gitarren Darbietung. Die Oberstadt ist für sein Nachtleben bekannt. Wir fahren mit der Elevador da Bica hinauf. Schon sind wir mittendrin im bunten Treiben. Elevador da BicaElevador da BicaViele Restaurants warben um Gäste. Sie bieten lokale Küche und auch Fado Musik. Wir finden noch einen Platz in einem Restaurant, dass eher an ein Wohnzimmer erinnert mit der ganzen Einrichtung. Ein wundervoller Abend mit gutem Essen, leckerem Wein, toller Stimmung und Musikeinlagen. Der Ausflug hat sich wirklich gelohnt. Gegen 23:00 gehen wir die Straßen runter. Im Theaterviertel nehmen wir noch ein Absacker-Bier und dann zum Bahnhof, um 01:00 fährt der letzte Zug. Todmüde und leicht beschwipst erreichen wir die Marina.

Am Sonntagvormittag erholen wir uns von dem Abend am neben der Marina liegenden Strand. Nachmittags wieder mit dem Zug nach Lissabon. Diesmal geht es in die Altstadt (Alfama). Ein verwinkeltes Viertel unterhalb des Castelo de S.Jorge. Es ist das älteste Viertel Lissabon und vermittelt gut wie man hier die letzten Jahrhunderte gelebt hat und heute noch lebt. Ein sehr lebendiges Viertel mit zig Treppen und engen Gassen. Überall Cafés, (Fado)-Bars und Restaurants, kleinen Geschäften. Herrlich. Zurück zum Bahnhof.

Montag steht der Ausflug zum ehemaligen Expo (1998) Gelände auf dem Programm. Nun nutzen wir auch die Metro bis zur Station Oriente. Nun haben wir alle öffentlichen Verkehrsmittel Lissabons ausprobiert. Die Station ist sehr futuristisch gebaut und geht in ein großes modernes Einkaufszentrum über. Von dort zum Fluss. OrienteOrienteHier kann man wunderschön unter Pinien in den für die Expo angelegten Gärten langlaufen. Der Schatten tut gut, es ist sehr heiß heute. Eine Gebäudekette bietet viele Restaurants verschiedener Nationen. So ist die Bezeichnung Parque das Nacoes noch immer zutreffend. Ebenfalls zur Expo wurde hier auch ein Riesen Ozeaneum gebaut. Viele moderne Gebäude und Hochhäuser säumen das Gebiet. Wir gehen auch noch zur Marina, in die wir eigentlich zu Anfang wollten, die aber belegt war. Davon ist aber nichts zu sehen. Sie macht eher einen verlassenen Eindruck. Auch die herumliegenden Geschäfte und Restaurants sind nicht mehr alle geöffnet. Schade.

Am Dienstag machen wir Hafentag. Einkäufe werden getätigt. Die Schiffe brauchen auch Pflege. Die Sonne brennt. Glücklicherweise hat man als Marina Gast freien Eintritt zum angrenzenden Freibad. Das nutzen wir am Nachmittag. Schön erfrischend. Steggespräche mit den anderen hier liegenden deutschen Yachten. Man trifft doch immer wieder auf die gleichen. Viele haben eben die gleiche Route, Mittelmeer oder Kanaren / Madeira. Einige wollen an der ARC 2018 in die Karibik teilnehmen. Bis November ist aber noch viel Zeit. Die OKA hat sich entschieden nicht von hier Richtung Kanaren bzw. Madeira zu segeln, sondern kommt noch mit nach Lagos. Hier steigt dann der Sohn von Petra und Peter mit an Bord um die Tour mitzusegeln. Am 23.09. will er in Lagos eintreffen. Wir haben also noch ein paar Tage Zeit und es drängelt uns nichts. Abends gibt es gemeinsames Essen an Bord der Antares.

Am Mittwoch unternehme ich allein einen Ausflug nach Sintra. Laut Reiseführer eine sehenswerte Stadt die 1995 sogar UNESCO Weltkulturerbe wurde. Sie ist etwas sagenumwogen. Die Wälder hätten mystische Kräfte. Wohl zurückzuführen auf die Kelten, die hier lange Zeit lebten. Ein Bus fährt ab Oreias direkt nach Sintra. Nach einer Stunde Fahrt durch immer neue Industriegebiete und kleinen Siedlungen (alle Dörfer gehen ineinander über) kommt Sintra in Sicht. Die Fahrt endet am Bahnhof. Dort steige ich in den Touristenbus der direkt zum Castelo dos Mouros und dem Palacio da Pena fährt. Der Bus ist total überfüllt. An der Endhaltestellte sehe ich schon eine Riesenmenschenmenge, die vor der Kasse ansteht. Das würde wieder Stunden dauern und ist außerdem unverschämt teuer. Ich verzichte auf einen Besuch der Gärten und des Schlosses und wandere durch die Wälder hinab zur Altstadt. Ein wenig erinnert mich das an Disneyland mit den vielen Türmchen und bunten Gebäuden. Die Stadt ist ebenfalls überfüllt mit Touristen. Ein Rundgang durch die kleinen Straßen und nach kurzer Zeit ist man schon durch. Am Bahnhof steige ich diesmal in den Zug nach Lissabon. An der Station Rossio steige ich aus und will zur Station Cais do Sodre zu Fuß gehen. Leider verlaufe ich mich ein wenig und bekomme so noch einen kleinen Einblick in Stadtteile, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Auch interessant. Dann finde ich wieder den richtigen Weg. Gegen 18:00 bin ich in der Marina. Morgen wollen wir dann ablegen. Die Wettervorhersage ist gut. Wind aus Nord um 3 Bft.