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Korsika

Veröffentlicht am 03.10.2019

Die schroffe Schöne

Am Mittwoch ist es dann tatsächlich wieder ein schöner sonniger Tag. Auch die Wettervorhersage lässt hoffen, dass die Überfahrt auch unter Segeln möglich ist. Ein Reservekanister fülle ich noch in den Tank und lege dann ab. Als ich draußen das Segel gesetzt habe und schon eine halbe Stunde unterwegs bin, fällt mir ein, dass ich doch eigentlich an der Tankstelle beim Hafen noch die Reservekanister füllen wollte. Die Tankanzeige zeigt halb voll. Aber dann kommen mir Zweifel, als ich überlege, wann ich das letzte Mal vollgetankt habe. Das war doch schon in Rosa. Seitdem bin ich ja ca. 40 Stunden motort. Die Tankanzeige kann nicht stimmen. Bevor ich das Risiko eingehe auf der langen Überfahrt doch mehr motoren zu müssen als gewollt, entschließe ich mich, den nächsten Hafen mit Tankstelle anzulaufen. Kurs geändert, Motor an und zurück an die Küste. Und tatsächlich passten in den Tank 60 Liter, da können also nur noch ca. 20 Liter drinnen gewesen sein. Das hätte knapp werden können. Gegen 15:00 lege ich wieder ab und nehme Kurs auf Calvi / Korsika. Zu allem Überfluss verliere ich auch noch den großen Kugelfender und muss ihn wieder aus dem Wasser fischen. Die Wellen sind immer noch 1 m hoch und der Wind nicht so stark. Also muss ich zunächst gegen die Welle motoren. Kann die Vorhersage nicht einmal stimmen? Abends nahm der Wind dann doch zu und die Welle wurde kleiner. So war bis 23:00 segeln möglich, wenn auch nicht so schnell, aber ich hatte Zeit, ob ich nun im Morgengrauen dort ankomme, oder erst gegen Mittag spielte keine Rolle. Dann musste der Motor wieder unterstützen. Es war eine wunderschöne Vollmondnacht und ich fuhr auf dem Lichtschein des Mondes Richtung Korsika. Als gegen 5:00 der Mond unterging war es stockfinster, nur die Sterne leuchteten nun umso stärker. Bei Sonnenaufgang konnte ich schon die Küste von Korsika erkennen. Doch war sie noch 35 Meilen entfernt. Ich wollte erst einmal frühstücken und lies das Schiff dümpeln. Dann ging es nur mit Motor weiter. Der Wind war noch nicht wach geworden. Ab 11:00 hatte der Wind dann ausgeschlafen und ich konnte unter Segel bis zur Hafeneinfahrt von Calvi fahren. Die Marinero gaben mir einen Liegeplatz direkt in der Einfahrt. Ein ständiger Schwell lies das Boot den ganzen Tag schaukeln. Erst in der Nacht wurde es etwas ruhiger. Festung CalviFestung CalviCalvi ist immer noch ein schöner Ort. Mein letzter Besuch war vor 7 Jahren. Es hat sich eigentlich nichts verändert. Die Hafenmole ist mit Restaurants umgeben und ab mittags gut besucht. Die Gassen dahinter bieten kleine Läden und auch Bars, Restaurants und Eisdielen. Natürlich ist die Festung immer wieder einen Besuch wert. Man hat einen tollen Ausblick auf Hafen, Stadt und Meer.Abendstimmung CalviAbendstimmung Calvi

Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass es einen Nostalgiezug nach L‘Ile Rousse gibt, der die ganze Zeit an der Küste langfährt und man einen guten Blick auf die Buchten und Strände und gleichzeitig auf die Bergketten hat. Im Internet fand ich den Fahrplan, nächster Zug um 13:00. Der Bahnhof ist direkt am Hafen. Die Fahrt war wirklich schön. Der Zug mit 2 Waggons voll belegt. Zug nach L'Ile RousseZug nach L'Ile RousseNach einer halben Stunde erreicht man L‘Ile Rousse. Die Stadt ist sehr hübsch und gut besucht. Heute ist hier ein großes Boule Turnier. Auf allen Plätzen wird gespielt. Viele Zuschauer säumen die Felder. Mit Lautsprecher werden die nächsten Spieler aufgerufen. Ich setze mich in ein Lokal am Spielfeldrand und schaue dem Treiben zu. Sehr interessant die Spieler und Zuschauer zu beobachten. Am späten Nachmittag nehme ich den Zug zurück. Diesmal ist er noch voller als auf dem Hinweg. Ich bekomme nur einen Stehplatz. Ich kaufe noch ein paar Lebensmittel in Calvi ein. Hier scheint es mir noch teurer zu sein als auf dem Festland. NordküsteNordküsteAuch eine Korsika Flagge kaufe ich mir und setze sie unter die Frankreich Gastlandflagge. Ich hoffe, dem Nationalstolz damit Genüge zu tun.

Am nächsten Tag soll es nach Girolata gehen, einem kleinen „Hafen“, den man eigentlich nur von See erreicht. Unter Motor geht es aus der Bucht und um Punta la Revellata herum. Der Wind bleibt zu schwach zum Segeln. Gegen Mittag nimmt er dann zu und schiebt mich nun voran. Ab dem Golfe de Galeria kann ich dann auch noch die Genua ausrollen und komme nun gut voran. Leider ist die wunderschöne wilde Küste mit ihren kleinen und großen einsamen Buchten nur im Dunst zu erkennen. Es gibt hier wenige Siedlungen. Die Berge fallen steil ins Meer und Felsen schauen ab und zu aus dem Wasser. Ein Teil der Küste ist auch Naturschutzreservat. In Girolata kann man nicht an Stegen liegen. Man wird zwischen zwei Bojen festgemacht. War es nach dem Runden von Punta Rossa windstill geworden, kam kurz vor der Einfahrt der Wind plötzlich aus Süd mit 18 KN. Ich habe fast jedesmal Pech, dass der Wind immer dann zulegt, wenn ich es gerade nicht gebrauchen kann. Ein Marinero im Schlauchboot fährt voraus und macht mich an den Bojen fest. Er muss auch kräftig mit seinem Boot ziehen um mein Boot an beiden Bojen zu vertäuen.GirolataGirolata Kurz danach ist es dann wieder windstill. Ich habe keine Lust das Schlauchboot aufzupumpen und schwimme das kurze Stück zum Strand. Das Wasser hat 26 Grad, und die Luft über 30, da ist man sofort wieder trocken. Schon ein ungewöhnlicher Ort. Nur ganz wenige Häuser, am Strand zwei Restaurants und ein Andenkenladen, sowie die Capitainerie in einer Holzbude. Etwas oberhalb gibt es auch noch Restaurants, die abends wunderschön beleuchtet sind. Ein sehr romantischer Ort, besonders jetzt, wo der Hafen nicht mit Yachten überfüllt ist. Die Ausflugsboote mit den Gästen verlassen die Insel vor Sonnenuntergang. Kühe, die eben noch auf der Wiese grasten, kommen nun zum Strand um in ihren Stall zu gehen ganz ohne Aufsicht. Morgens kam die Sonne langsam über die hohen Berge. Ich zog wieder Badehose an, packte meine Unterlagen wasserfest ein und schwamm wieder zum Strand um mich beim Hafenmeister an- und abzumelden. Damit war die morgendliche Dusche gleich mit erledigt. Gegen halb elf verließ ich den Hafen und fuhr noch in Richtung Porto. Golfe de PortoGolfe de PortoDie Bucht von Porto soll die schönste auf Korsika sein. Sie ist wirklich beeindruckend mit ihren hohen teilweisen bewaldeten Bergen und dann wieder kahle rote Felswände. An der Spitze der Bucht liegt Porto an einem Fluss, der hier ins Meer fließt. Die Küste änderte sich zwischen dem Golfe de Porto und dem Golfe de Sagona. Die Berge nicht mehr so hoch und wieder mehr Buchten mit Sandstränden und damit auch Ferienorten. Der Weg heute war nicht weit. Cargese stand auf dem Plan. Sollte im Ursprung eine Anfang des 18. Jahrhunderts von Griechen gegründete Stadt gewesen sein, die erst vertrieben wurden, aber zum Ende des 18. Jahrhunderts wieder zurückkamen. Schon vom Wasser kann man zwei Kirchen, die sich direkt gegenüberstehen, erkennen. Die eine ist Orthodox und die andere Katholisch. CargeseCargeseIch fand den Ort allerdings nicht besonders hübsch und konnte auch das typisch griechische nicht finden. Der Hafen ist auch nicht schön. Gästeliegeplätze gibt es an einer scharfkantigen Kaimauer. Das Pflaster ist aufgerissen, die Sanitäranlagen sehr gewöhnungsbedürftig und dann auch noch sehr teuer, immerhin ist die Hauptsaison schon lange vorbei. Das Wasser sehr schmutzig. Einen Tag später ging es auch gleich weiter Richtung Ajaccio, wo ich für 2 Wochen Station machen wollte. Der Wind reichte zunächst nicht zum Segeln. Ich fuhr weiter aufs Meer hinaus, aber auch hier reichte es noch nicht. Nur langsam ging es voran. Immer wieder musste der Motor helfen. Nach dem Passieren einiger Flachs konnte ich dann Kurs auf die Iles Sanguinaires (Blutinseln) nehmen. Iles SanguinairesIles SanguinairesDer Wind nahm zu und ich konnte durch die schmale Durchfahrt in die Bucht von Ajaccio segeln. Hier nahm der Wind plötzlich noch stärker zu und mit 6 KN Fahrt segelte ich bis zur Hafeneinfahrt. Die Wellen waren im höher geworden und es war schwierig das Groß zu bergen. In der Marina Tino Rossi half man mir dann nach mehreren Funkrufen beim Anlegen. Der Steg war nur schwach belegt. Abends ging ich dann noch durch die Altstadt. Die Restaurants waren gut besucht und ich fand, dass es sich hier mehr wie in Paris anfühlte als nach einer korsischen Stadt, wie ich sie die Tage vorher erlebt hatte. Ist aber eben auch die Hauptstadt. Napoleon ist an allen Ecken gegenwärtig. Sein Geburtshaus ist Museum. Ich bleibe hier so lange, da ich Ende des Monats wieder nach Hamburg fliege, die Beisetzung meiner Mutter steht an. Von hier aus gibt es gute Flugverbindungen. Der Flughafen ist auch nicht weit entfernt vom Hafen und mit dem Bus gut zu erreichen. Die Tage bis dahin verbringe ich mit Stadtbesichtigung und relaxen in der warmen Sonne. Der Hafen wird am Freitag immer voller. Viele Charterboote kehren zurück. Abends sind die Stege wieder voll belegt. Ab Sonntag leert es sich dann wieder. Am Montag fliege ich dann über Nizza zurück nach Hamburg. Am drauffolgenden Sonntag bin ich wieder zurück. Nun geht es weiter, das Wetter ist gut und ich verlasse Ajaccio entlang der wunderschönen Küste, die am Ende wild zerklüftet ist. Auch die Nordküste des Golfe de Valinco ist beeindruckend schön. Am Ende der Bucht liegt Propriano, ProprianoProprianoeine kleine Stadt, die sich zu einem Touristenzentrum entwickelt. Schöne Sandstrände mit Hotelanlagen und Ferienwohnungen umgeben den alten Fischerort. Bei der Einfahrt meldet sich keiner auf meinen Anruf hin. So versuche ich im Hafen einen freien Liegeplatz zu finden. Als ich gerade anlegen will, kommt doch noch ein Schlauchboot angefahren und gibt mir einen anderen Platz, den ich mich nie getraut hätte, selber zu nehmen, nur große Yachten neben mir. Scheint aber der Gastliegeplatz zu sein, andere Boote später werden auch hierin dirigiert. Hafenmeister und Waschräume sind dicht bei. Das ist immer angenehm. Der alte Stadtkern ist nicht sehr groß, aber es gibt zwei Supermärkte, wo ich meine Vorräte auffüllen kann. Abends ist auch hier nicht mehr viel los.

Nun ist schon Oktober, während es in Hamburg schon herbstlich wird, ist es hier immer noch schön warm mit bis zu 30 Grad tagsüber in der Sonne. Ich lege früh um 09:00 ab, der Weg nach Bonifacio ist weit (über 30 M). Es ist klares Wetter die, Küste ist sehr gut zu erkennen. Nur der Wind wartet noch ab. Auch nach Umrundung des Punta d’ Eccica mit den schroffen Felsen im Wasser und Pointe d‘ Acula musste ich weiter motoren. Erst ab dem Naturschutzgebiet Les Moines kam der Wind auf und legte dann auch auf 15 kn zu. So kam ich an diesem Tag doch zu meinem Segelspaß. Aber es war auch schön die Küste unter Motor in Ruhe betrachten zu können. Ich mag es gern, so unberührte Natur, ohne Hotelanlagen und Jetski. Man konnte heute auch schon sehr früh den Nordwesten von Sardinien erkennen. Immerhin 40 M entfernt. Das müssen schon ganz schöne hohe Berge dort sein. Etwas später tauchte auch die Nordküste mit ihren vorgelagerten Inseln auf. Nach dem Kurswechsel bei Les Moines kam dann auch die Kreideküste von Bonifacio in Sicht. Der Wind hatte ganz schön zugelegt und damit wurden auch die Wellen kabbeliger und höher, was das Segelbergen vor der engen Einfahrt etwas komplizierter machte, weil das Boot immer wieder abfiel, die Selbststeueranlage schaffte es nicht den im Wind Kurs zu halten. In der geschützten Bucht von Bonifacio war es zwar immer noch windig, aber das Wasser war ruhiger und ich konnte die Fender ausbringen. Ein Marinero kam mit dem Schlauchboot und war beim Einweisen der ankommenden Yachten. Ich winkte ihm zu und er zeigte auf eine schmale Lücke am Steg und brauste weiter. So drückte ich mich vorsichtig an den Liegeplatz, helfende Hände der Stegnachbarn waren aber auch gleich zur Stelle. Hafen BonifacioHafen BonifacioHier in Bonifacio wollte ich die nächsten beiden Tage bleiben, um den Sturm auf See zu entgehen. Im Hafenmeisterbüro angemeldet und Duschmarke bekommen. Die Sanitäreinrichtungen gleich hinter dem Büro sind für einen Hafen wie Bonifacio sehr einfach gehalten, aber der Liegeplatz ist noch im Oktober sehr teuer. Nur von 07:00 bis 19:30 geöffnet, die Toiletten sind auch den anderen Besuchern zugänglich. Daher ging ich heute schon um sechs duschen. Den nächsten Tag nutzte ich zur Stadtbesichtigung, hinauf zur Festung. Hier war viel Betrieb. Busse warfen immer neue Gruppen Touristen aus. Aber die Stadt ist wunderschön. Der starke Wind pfiff durch die schmalen Gassen. Herrlichen Blick auf Korsikas Berge und das Meer und natürlich dem Naturhafen. Bonifacio CastellBonifacio CastellAbends die Restaurants am Hafen, waren trotz des ausgebuchten Hafens nicht so stark besucht. Einige hatten auch schon geschlossen. Mein Boot liegt sehr unruhig und ich nehme mir noch die Mooringleine des Nachbarplatzes, heute wird bestimmt kein kleines Boot mehr kommen, dass hier anlegen soll. Altstadt BonifacioAltstadt BonifacioNun ist es ruhiger und angenehmer zu schlafen. Nur die Wellen wollen nicht nachlassen und schlagen immer weiter unter das Heck. Das kenne ich aber noch von Fehmarn. Dabei kann ich auch einschlafen. Am nächsten Morgen verspricht die Wettervorhersage immer noch heftige Wind ab Mittag. Da wäre ich dann aber mitten auf der Straße von Bonifacio und auch die Maddalena Inseln versprechen keinen Schutz bei den Westwinden und hohen Wellen. Ich entschließe mich noch einen Tag länger hier zu bleiben. In Deutschland ist heute Feiertag, ich feiere dann eben in Bonifacio einen weiteren Hafentag. Aber morgen sollte die Überfahrt möglich sein.

Eine Besonderheit an der (West) Küste von Korsika sind die vielen Wachtürme, die vor Jahrhunderten errichtet wurden um Angriffe frühzeitig zu erkennen. Sie stehen überall an markanten Punkten und sind von See aus gut zu erkennen.WachturmWachturm