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Saint Raphael

Veröffentlicht am 10.09.2019

Cote d'Azur, wer kennt sie nicht (vom Namen)

Vom Port Camargue soll es weiter Richtung Osten gehen. Durch das breite Rhone Delta gibt es aber direkt keine Häfen in Tagesetappe-Reichweite. Das nächste wäre die Bucht von Fos gewesen. Hier gibt es einige Häfen. Aber die Bucht ist auch ein großes Gebiet der französischen Raffinerien. Überall hohe stinkende Türme. Das muss ich nicht haben. Der Ölgestank ist mir zu stark. Das habe ich schon in anderen Gebieten gemerkt. Dann käme Marseille als Millionenstadt, auch danach steht mir nicht der Sinn. Also Nachtfahrt in Richtung Ciotat. Dort frage ich nach einem Liegeplatz an. Die Wettervorhersage lässt hoffen. Gegen halb zwei mittags lege ich ab. Die thermischen Winde setzen tatsächlich mal ein und gewähren einen angenehmen Segelnachmittag. Das Rhonedelta ist in der Ferne durch Dünen zu erkennen. Die Raffinerie-Türme tauchen im Dunst auf und ich nähere mich dem Verkehrstrennungsgebiet. Ein Frachter, der noch weit von diesem Gebiet entfernt ist, hält sich nicht an die Regel, Segelfahrzeugen Vorfahrt zu gewähren und behält seinen Kurs stur bei. Ich muss in allerletzter Minute in den Wind schießen und den Frachter vorbeilassen. Der Kapitän bzw. Steuermann haben mich bestimmt gesehen. Als ich quer neben ihm stehe, winkt er mir zu. Am liebsten hätte ich ihm den Stinkefinger gezeigt. Der Wind hatte schön aufgefrischt zum Abend und ich konnte z.T. mit 7 KN Fahrt Richtung Marseille am Eingang zum VTG vorbeisegeln. Mir blieb so zwar die im Handbuch als sehr schön beschriebene Cote Bleu verborgen, da es nun Nacht wurde. Die Lichter von Marseille beleuchteten den Himmel. Leider drehte der Wind mit Einbruch der Nacht und wurde immer schwächer, so dass ich immer wieder den Motor zur Hilfe nehmen musste. Früh morgens drehte der Wind auf Süd und ich konnte den Rest wieder segeln. An Ciotat war ich so früh vorbei, dass ich nun als nächsten Hafen Bandol mir ausgesucht hatte. Um 07:00 lief ich den Hafen ein und machte am Wartekai fest. Das Hafenmeisterbüro öffnet erst um acht. So hatte ich Zeit für ein schönes Frühstück im Cockpit schon mit der Wärme der über die Berge kommenden Sonne.Bandol PromenadeBandol Promenade Bandol hat eine schöne breite Promenade mit kleinen Strandabschnitten auf der einen Seite und auf der anderen mit Restaurants, Bars, Eiscafes und den üblichen Läden. Dahinter eine kleine Altstadt mit engen Gassen in denen es sich auch in der Mittagshitze gut aushalten ließ. Bandol AltstadtBandol AltstadtDie Wetterprognose sagt für das Wochenende wieder Starkwinde und hohe Wellen voraus. Aber zu den Iles d’Hyères möchte ich auf jeden Fall noch. Soviel schönes darüber gelesen. Am nächsten Tag lege ich daher wieder ab und kann bis zum Beginn der Bucht von Toulon segeln. Dann geht es nur noch unter Motor weiter zur Insel Porquerolles, die größte Insel dieser Gruppe. Ein Gewimmel von Booten zwischen dem Festland und der Insel. Die gesamte Nordküste ein Ankerplatz. Überall sind die Masten zu erkennen. Eigentlich ein Naturschutzgebiet, dass viele Einschränkungen hinsichtlich Ankern und Fischen hat. Ile de PorquerollesIle de PorquerollesIch fahre zum Hafen. Dort kommt mir schon ein Schlauchboot entgegen und weist mir einen Liegeplatz zu. Um diese Uhrzeit (kurz vor fünf) gibt es tatsächlich noch welche, trotz Wochenende. Auf der Insel strömen die Massen jetzt zurück auf die Fähren. Um 19:00 legt die letzte ab und ich mache einen Rundgang durch den nun ruhigen kleinen Ort. "Hauptstrasse" Porquerolles"Hauptstrasse" PorquerollesAbends kommen noch 3 Megayachten in den Hafen, mir genau gegenüber. Es ist schon interessant zu sehen, wie die Crew das Schiff anlegt und den Ausstieg für die Herrschaften vorbereitet. Kaum sind die von Bord wird der „Dreck“ vom Anlegen weggewischt und der Chrom geputzt. Ich würde gern noch einen Tag hierbleiben, aber der Wetterbericht bleibt bei seiner Vorhersage, dass ab abends Starkwind auftreten wird. Dann wäre ich evtl. mehrere Tage hier gefangen und wohlmöglich auch noch vor Anker liegend, denn Häfen gibt es auf den anderen Inseln nicht. Nur die Insel Cros hat einen Minihafen, hier liegen Bojen aus. Noch ist es aber windstill und ich motore zur Insel Cros um sie mir zumindest einmal vom Boot aus angeschaut zu haben. Beide Inseln wirken wunderschön grün und unbewohnt. Port-CrosPort-CrosDie östliche Insel Levant ist zum großen Teil militärisches Sperrgebiet. Auch der nachmittagliche Wind bleibt heute aus und ich muss weiter motoren bis ich Cavalaire erreiche. Hier liege ich bei Starkwind und Welle gut geschützt. Wie auch schon in Bandol sind die Mooringleinen hier Ankerketten. Damit die mir nicht den Rumpf und das Deck beschädigen lege ich eine Achterleine durch ein Kettenauge und hole dann dicht. Der angesagte Sturm bleibt aus. Die Nacht und der nächste Tag sind ganz ruhig. Am Dienstag kommt der leichte Wind dann auch noch aus der falschen Richtung. So muss ich bis Mittwoch hierbleiben. Cavalaire ist ein sehr gepflegter Ferienort. Apartments und Ferienhäuser prägen die Stadt. CavalaireCavalaireAber gute Einkaufsmöglichkeiten. In der Marina auch viele Bars und Restaurants, auch ein Riesenrad darf nicht fehlen. Am Mittwoch dann bei wenig Wind aus dem Hafen, aber die Wellen sind noch recht hoch. Cavalaire FerienhausCavalaire FerienhausZunächst noch ist segeln möglich, aber der Wind dreht südlicher und kommt nun von achtern. Durch die entgegenkommenden Wellen stoppt das Boot ständig wieder auf. Unter Motor geht es um das Cap Camarat herum, über den Golf von St. Tropez in den Hafen von Frejus. Leider antwortet niemand auf die Anrufe, es gibt auch keinen Wartesteg. Also wieder raus und in den nur 10 Min. entfernten Stadthafen von St. Raphael. Hier hat man leider keinen Platz für mich und schickt mich zur daneben liegenden Marina Santa Lucia. Hier habe ich Glück und bekomme nach mehrmaligen Anrufen einen Platz zugewiesen. Die Anmeldeprozedur ist am Steg sofort erledigt (Schiffsname, Telefonnummer und Unterschrift genügen). Hier werde ich für 3 Tage bleiben, da mal wieder Schlechtwetter vorhergesagt ist. Kathedrale St. RaphaelKathedrale St. RaphaelIch möchte von hier aus nach Nizza weiter. Von dort aus will ich den Absprung nach Korsika wagen. Daher buche ich vorsorglich schon einen Liegeplatz in der Marina. Die Stadt St. Raphael bietet nichts Besonderes. Der Weg von der Marina in die Stadt ist aber sehr schön. Immer am Strand lang durch einen Park. St.RaphaelSt.RaphaelDie Stadt hat noch viele gepflegte Jugendstilhäuser im Zentrum um die Kathedrale herum. In der Nacht kommen dann tatsächlich schwere Gewitter und starker Regen. Nach ca. 2 Std. ist der Spuk allerdings schon wieder vorbei. Der starke Wind bleibt aber den ganzen Tag. Das Boot ächzt und schaukelt bei den Böen um die 25 KN am Steg. Am Samstagmorgen lege ich bei ruhigem Wetter ab. Aber plötzlich geht der Motor aus, als ich gerade aus der Box raus bin. Er lässt sich wieder starten, aber so wie ich den Gang einlege, geht er wieder aus. Es muss sich was um die Schraube gewickelt haben. Ich treibe nun durch die enge Boxengasse direkt auf die Kaimauer zu. Glücklicherweise kommen mir gleich zwei Segler zur Hilfe und wir können das Boot mit den Leinen in eine freie Box gleich neben der Mauer ziehen. Ich ziehe mich aus, hole meine Schnorchelmaske und tauche unter das Boot. Tatsächlich hat sich ein Tau um die Schraube gewickelt. Mit einem Messer tauche ich immer wieder zur Schraube um kleine Stücke abzuschneiden. Leider bekomme ich nicht alles ab, dafür reicht die Luft nicht aus. Ein Taucher muss her. Ich gehe zum Hafenbüro und sage Bescheid, dass ich nun in einer anderen Box liege und nicht weiterkomme. Es gibt eine Tauchschule hier. Die kommen gerade mit ihrem Schiff wieder in den Hafen. Die soll ich fragen, ob sie mir helfen können. Der Taucher sagt, dass sie viele Gäste z.Z. haben, aber er will versuchen heute Nachmittag vorbeizuschauen. Den ganzen Abend warte ich, aber niemand kommt oder ruft an. Es ist Wochenende, ich sehe schwarz, dass ich dann Hilfe bekomme. In der Nacht zum Sonntag stürmt es wieder heftig. St. TropezSt. TropezIch nutze den Tag für eine Fahrt mit dem Bus nach St. Tropez. Die 1 ½ stündige Fahrt führt immer an der Küste entlang. Der alte Innenhafen ist nur mit Megayachten belegt. Man sieht z.T. gar nicht mehr die Fassaden der Altstadthäuser dahinter. Hässlich finde ich das, aber viele Besucher zieht der Reichtum an. Und die Besitzer bzw. deren Crew lassen sich anscheinend gern begaffen. St. Tropez ist aber trotzdem eine schöne alte Stadt mit Charme, wenn man durch die kleinen Gassen schlendert. Eine Attraktion ist auch die Gendarmerie, die heute ein Filmmuseum ist. St. TropezSt. TropezHier wurden in den 60er Jahren die Klamauk-Filme mit Louis de Funès als Gendarm gedreht. Die Busfahrt an der Cote d'Azur entlang durch die vielen kleinen Orte hat mir sehr gut gefallen. Ich kann verstehen, dass man hier gern seinen Urlaub verbringt. Am Montag kommt der Taucher nachmittags und kann tatsächlich noch einige Zentimeter Tau lösen, aber ein kleiner Rest hat sich so verhakt, dass man die Schraube abziehen müsste, um das Tau los zu bekommen. Aber er meint, man könne so fahren. Wir lassen den Motor unter Last etwas laufen, die Schraube läuft rund. Er sieht auch keine Gefahr für eine Weiterfahrt. Mein Gefühl sagt mir auch, dass das möglich sein müsste. Vielleicht löst sich das Teil bei der Fahrt ja noch, sonst muss die Schraube im Winterlager abgezogen werden. Eine Weiterfahrt ist Dienstag jedoch noch nicht möglich, es regnet den ganzen Tag und auf dem Meer sind noch 3-4 m hohe Wellen vorhergesagt. Die Fahrt nach Nizza ist gestrichen, ich werde von hier nach Korsika segeln. Am Mittwoch sollte es möglich sein.