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Estepona

Veröffentlicht am 18.03.2019

Wieder segeln zu zweit

Hier in der Marina La Linea (Spanien) bei Gibraltar ist endlich wieder etwas mehr Leben. Es gibt hier internationale und deutsche Boote mit Seglern an Bord. Hakan aus Schweden begrüßt mich am Steg. Er lebt seit 19 Jahren auf seinem Boot und arbeitet hier seit einigen Jahren (Gelegenheitsjobs). Ein Lebenskünstler. Seine Freundin arbeitet in Gibraltar in einer Kanzlei. Im August wollen sie mal auf die Balearen, da seine Freundin dort noch nie war. Er erzählt gerne viel und interessante Geschichten.

Ich machte eine kleine Stadtbesichtigung und erledigte noch den Einkauf für das Abendessen. Auf meinem Schiff musste ich noch den Schäkel am Traveller reparieren, der bei einer Patenthalse wohl ausgerissen war. In Gibraltar soll es einen Chandler geben, der günstige Ersatzteile hat. Am Samstag stand dann ein Besuch in Gibraltar an. Die Grenze ist nur 100 m vom Yachthafen entfernt. Man muss durch den spanischen Zoll und beim UK Zoll wieder rein. Aber keine Formularien, nur Perso vorzeigen. Am Flugfeld wird der Übergang durch eine Schranke und Ampel geregelt. Startet oder landet ein Flugzeug muss man ein paar Minuten warten, dann kann man die Start- und Landebahn überqueren und ist gleich in der Stadt. Mein erster Weg führte mich zur Ocean Village wo der Chandler sitzen sollte. Hier ist auch eine kleine Marina. Ocean VillageOcean VillageLeider hat der Händler aber am Samstag zu. Weiter zur Main Street, die einzige richtig belebte Straße in Gibraltar, die Nebenstraßen sind alle ruhig und uninteressant. Hier aber ist ein Laden neben dem anderen, die zollfreie Waren anbieten. Natürlich gibt es auch viele englische und irische Pubs und Restaurants hier. Die roten Telefonzellen und Briefkästen dürfen nicht fehlen. Zahlungsmittel ist das Pfund, aber überall rechnet man auch gern in EUR um. Aber der Linksverkehr gilt hier glücklicherweise nicht. Die Altstadt ist umgeben von Hochhäusern und auch heute noch wird viel gebaut.

Ich schaue, wo die Seilbahn auf den Berg abfährt. Die Tour will ich dann zusammen mit meinem Freund machen, der am Montag eintreffen wird. Auch die Ausreise ist völlig unproblematisch, ab und an schaut ein spanischer Zöllner kurz in die mitgeschleppten Tüten. Ich hoffe, dass man nach dem Brexit für diese Grenze eine vernünftige Lösung findet. Andererseits gehört bereits heute Gibraltar nicht zur EU, vielleicht bleibt ja alles wie es ist.  Ich würde es mir für die Einheimischen und die vielen Touristen wünschen.

Einen Cafe noch auf der spanischen Seite getrunken und dann wieder an Bord. Am Sonntag ist dann Putztag und Vorschiff aufräumen für den Besuch. Für Montag habe ich einen Mietwagen geliehen. Ich schaue mich auf dem großen Parkplatz an der Grenze noch einmal nach dem Büro um. Es gibt am Kassenschalter einen Hinweis, dass auch der Vermieter hier anzutreffen ist. In La Linea sind heute zum Abschluss des Karnevals wohl Kinderumzüge. Die Kinder sind verkleidet und geschminkt. Die Eltern begleiten die Umzüge. Viel Trubel und Musik in den Gassen. Die Sonne lacht wie immer und es sind sommerliche Temperaturen.

Am Montag um 12:00 ist Wagenübergabe. Leider fehlt das Navi. Er besorgt es und will in einer ¾ Std. wieder zurück sein. Ich habe keinen Zeitdruck und komme kurz vor eins wieder. Nun ist das Navi da und ich kann mit dem Wagen zum Parkplatz in die Marina fahren. Die Maschine landet um 17:30 in Jerez und ich mache mich gegen 15:00 auf den Weg um meinen Freund abzuholen. Die Fahrt geht zügig und ich bin pünktlich am Flughafen, habe noch Zeit für einen Cafe. Mit etwas Verspätung landet die Maschine und kurz danach können wir schon zurück in die Marina. Hier essen wir noch in der Lounge. Am Dienstag bringen wir den Wagen zurück und gehen dann von dort nach Gibraltar rüber zur Seilbahn. Die Bewölkung aufgerissen und auf dem Felsen hat man tolle Ausblicke in die Bucht von Gibraltar. Nur Marokko ist im Dunst zu erahnen. Die Affen sind in der Nähe der Seilbahn zahlreich vertreten, kommen aber nicht auf einen zu. Es gibt verschiedene markierte Wanderwege, wir entscheiden uns für den Monkey Trail mit einem Abstecher zum Fort an der Südspitze. Ostseite GibraltarOstseite GibraltarVon hier hat man einen tollen Ausblick auf den Point of Europe, den wir morgen umrunden wollen. Nach 3 Stunden fahren wir wieder runter. Ich kaufe noch zollfrei Alkohol für die Bordbar und wir schlendern durch die Main Street zurück. Da Gibraltar nicht in der EU ist, gelten hier nicht die freizügigen Mengen, sondern die strengen für Drittstaaten.

Der Wetterbericht sagt für heute gute Bedingungen für die Weiterfahrt nach Estepona um das Kap von Gibraltar voraus. An der Tankstelle noch vollgetankt und mich in der Marina abgemeldet. Im Vorhafen das Groß gesetzt und dann raus. Dann Genua gesetzt und mit halben Wind die Bucht von Gibraltar südwärts. Dann steigt der Wind urplötzlich auf über 30 Kn und eine kurze steile und steigende Welle macht es unmöglich den Kurs zu halten. Wir fahren immer weiter südlich. Der Versuch die Segelfläche zu verkleinern missglückt, da mein Freund im Cockpit dabei stürzt und die Schoten ausrauschen lässt. Nun knattert die Genua und die Schoten verdrehen sich ineinander. Ein einrollen ist unmöglich. Eine Weiterfahrt um das Kap ist nicht mehr möglich. Gibraltar zeigt uns seine gefürchteten Eigenheiten. Ich bekomme das Schiff unter Motor gedreht und wir fahren zurück zur Marina. Das Unterliek der Genua ist aufgerissen. Das Groß aber unbeschädigt geblieben. Nur der Schäkel vom Traveller ist wieder aufgebogen. Nun muss doch ein neuer her. Ich fahre gleich an den alten Liegeplatz und melde mich im Marina Office wieder an. Hier treffe ich die Dar Melica, auch ein TO-Segler, der gerade aus Tanger kommt und auch vom Sturm überrascht wurde. Mein Freund hat sich die Rippen geprellt und bekommt nun starke Schmerzen. Wir entscheiden uns noch ins örtliche Krankenhaus zu gehen. Eine moderne Klinik mit einer Notaufnahme, wie in jedem deutschen Krankenhaus, voll, lange Wartezeiten. Um 17:00 rein, nach Arztgespräch und Röntgen um 21:00 wieder raus mit Rezept für Schmerzmittel. Kein Bruch. Nun hab ich auch einmal ein spanisches Krankenhaus von innen kennengelernt. Den Tag danach Wunden lecken, aber auch noch einmal nach Gibraltar neuen Schäkel kaufen. Es ist immer noch windig, ein Weitersegeln kommt nicht in Frage. Die Genua wechseln. In Estepona soll es einen guten Segelmacher geben. Da wir aber erst am Samstag wohl weitersegeln können, wollen wir mit dem Bus und dem Segel nach Estepona fahren um es dort schon abzugeben, vielleicht ist es dann schon Anfang der Woche wieder repariert. Am Freitag noch vorher auf der Werft den Travellerrutscher aufbohren lassen. Es gab keine Schäkel für die alte Bohrung.

Die Busfahrt geht über die Autobahn zügig nach Estepona. Vom Busbahnhof ist es doch noch eine ¾ Std. zur Marina zu laufen. Aber der Segelmacher hat noch keine Mittagspause. Er sieht sich den Schaden an und will es bis Montag fertig haben. Wir schauen uns die Marina und die Umgebung noch ein wenig an, macht einen sehr lebendigen und guten Eindruck. Mit dem Linienbus dann über die Dörfer zurück. Schöne Strecke immer an der Küste lang.

Heute ist es wieder sonnig und morgens noch windstill. Es soll aber im Laufe des Vormittags der Wind zunehmen. Wir legen ab. Aus-Checken und Segel setzen. Mit 4 kn können wir doch schon aus der Bucht laufen und diesmal gelingt auch die Umrundung des Kap fantastisch unter Segeln. Point of Europe GibraltarPoint of Europe GibraltarNachdem wir das Bergmassiv von Gibraltar östlich passiert haben, schläft leider der Wind wieder ein. Nach einiger Zeit nehmen wir die Fock rein und fahren unter Motor und Großunterstützung weiter. Irgendwann ist der Fahrtwind stärker und auch das Groß schlägt. Nun die restlichen 10m nur unter Motor in den Hafen. Am Anmeldesteg die Formalitäten erledigt und Liegeplatz zugewiesen bekommen. Der Tagespreis war höher als auf der Webseite, dafür gab es eine Flasche Rotwein dazu. Hier gibt es wohl zwei Preislisten, eine für Spanier und eine für Ausländer. Wir sind nun im ersten Hafen im richtigen Mittelmeer.

Die beiden nächsten Tage bleiben wir hier, eine Weiterfahrt ist aufgrund der Wetterbedingungen nicht möglich. Entweder windstill oder Starkwind. Wir machen Stadtbesichtigung. Die Altstadt von Estepona ist wirklich sehenswert. Das sonnige Wetter lässt die Stadt noch mehr glänzen, am Strand und auf der Promenade bummeln Einheimische und Touristen. Am Dienstag soll es weiter nach Marbella gehen.