Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Barcelona

Veröffentlicht am 07.08.2019

Endlich wieder Freiheit

Am Montag wurden die zerkratzte Klappe vom Navi-Tisch und die beiden Türen von den Schapps gestrichen. Ich holte sie mir selber ab und baute sie ein, da sonst wieder ein Tag rum wäre, ohne dass etwas geschah. Jetzt fehlte „nur noch“ der Salontisch, der auch ausgebaut und zum Schleifen und Lackieren mitgenommen war. Ich fühlte mich wie in Geiselhaft, da ich ohne diese Teile nicht abfahren konnte. Und ich habe mir inzwischen fest vorgenommen, sofort abzulegen, sobald alle Teile wieder eingebaut wurden, unabhängig ob alle Schäden ausgebessert wurden. Dann würde ich wahrscheinlich noch einen Monat hierbleiben müssen. Das Leben ist aber zu kurz um auf Dinge zu warten, die wahrscheinlich doch nicht passieren. Wut und Traurigkeit bringen mich nicht voran. Und nach 4 Wochen unter spanischer Sonne festigte sich bei mir die Einstellung, dann eben nicht. Es war sicherlich ungerecht, wie die Werft sich verhalten hat. Aber Recht haben und Recht bekommen sind wohl überall zwei völlig verschiedene Dinge. Mir war wichtig, wieder loszukommen. Eine Probefahrt hatte ich zusammen mit zwei Mitarbeitern der Werft schon am Freitag gemacht, und alles funktionierte und fühlte sich gut an. Und nur das war wichtig. Natürlich muss sich das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit erst wieder einstellen, aber das wird schon kommen. Nun sieht mein Schiff eben nicht mehr so gut innen aus, wie vor dem Unfall, aber damit kann ich leben, vielleicht finde ich unterwegs ja noch eine Werft, die die Arbeiten ausführen kann, oder ich mache das im „Winterlager“. Dienstagabend ist der Tisch dann tatsächlich wieder frisch lackiert eingebaut. Am nächsten Morgen würde er gleich ganz früh kommen um die Bodenbretter zu schleifen. Ich weiß ja was ganz früh bei ihm heißt. So lege ich um 10:00 am Mittwoch endlich ab und verlasse den Hafen Richtung Barcelona. Ein wunderschöner Tag mit strahlend blauem Himmel und leichten Winden. Die werden aber immer stärker und auch die Wellen werden höher. Das Schiff bewegt sich stark und ich höre mir bisher unbekannte Geräusche im Aufbau, kann aber nichts entdecken oder richtig lokalisieren, wo das herkommt. Ich will mal glauben, dass sich die Antares nur richtig schüttelt um alles wieder auf den richtigen Platz zu bringen. Bis Sitges ist es ein prima Segeln, dann lässt der Wind leider wieder nach und ich muss die Maschine zur Hilfe nehmen um noch bis zum Abend in Barcelona zu sein. Die Küste wird flacher und der Flughafen von Barcelona macht sich bemerkbar. Starker Flugverkehr und alle starten über das Meer, ein Höllenlärm. Nun kommt die Hafeneinfahrt von Barcelona, hier gibt es starken Schiffsverkehr und alle haben Vorfahrt. Dazu eine wilde Welle, auch durch die Großschifffahrt mit verursacht. Ich finde eine Lücke um über das Verkehrstrennungsgebiet zu kommen, das geht nur noch unter Motor, das Großsegel hat keine Wirkung mehr. Man muss das Fahrwasser im 90 Grad Winkel queren unabhängig von der Windrichtung. Dann kann ich Kurs auf die beiden Hochhäuser am Port Olimpico nehmen. Port OlimpicoPort OlimpicoDer Hafen wurde zur Olympiade 1992 erbaut. Ich bekomme einen Platz zugewiesen, der aber sehr eng ist, die Fender werden richtig eingedrückt. Da kann sich mein Schiff nur noch im Gleichtakt mit den Nachbarn bewegen. Ich habe es geschafft. Meine Freude an der wiedergewonnenen Freiheit kehrt langsam wieder zurück und ich genieße nun im Gegensatz zu Roda de Bara das bunte und laute Treiben in diesem Hafen, der umgeben ist von vielen Bars und Restaurants. Der nächste Tag ist natürlich Stadtbesichtigung von Barcelona. Von der Marina kann man gut zu Fuß durch das alte Viertel Barceloneta am Port Vell vorbei zu den Ramblas laufen. Die sind natürlich zu dieser Jahreszeit sehr gut besucht. Aber es gibt auch ruhige Seitenstraßen in dem Viertel Gotic, wo auch die Kathedrale steht. Weiter geht es über den Platz Catalunya zur nie fertig werdenden Sagrada Familia, eine Kirche die von Gaudi geplant und angefangen zu bauen wurde. Sagrada FamiliaSagrada FamiliaVon hieraus zurück durch den Arc de Triomf und dem Parc de la Ciutadella. Hier kann man prima verweilen und die Ruhe und die Grünanlagen genießen, ähnlich wie im Hamburger Stadtpark. Der Zoo grenzt an den Park und das alte Parlamentsgebäude liegt verlassen davor. Die heutigen Parlamentsgebäude der Stadt und der Region Katalonien befinden sich in der Altstadt am Placa de Sant Jaume. Kerzenladen in der AltstadtKerzenladen in der AltstadtIch beschließe von Barcelona aus noch einmal kurz nach Hamburg zu fliegen, um meine Mutter zu besuchen. Ab hier ist es viel einfacher und günstiger als später aus Südfrankreich. Für Sonntag bekomme ich einen Platz. Der Liegeplatz im Port Olimpico ist mir aber zu teuer für noch 4 weitere Tage und ich werde in den Nachbarhafen Badalona wechseln wo ich nur den halben Preis zahlen muss. Vormittags begebe ich mich in Barcelona aber noch einmal auf die Suche nach einem Schiffsausrüster, eine Welle hat meine Positionsleuchte am Bugkorb beschädigt. Aber kein Laden führt das Glas oder eine solche Leuchte. Ich bestelle sie über das Internet und hoffe, dass sie bis zu meinem Abflug in Hamburg rechtzeitig eintrifft. Mittags lege ich ab und motore die 3 Meilen nach Badalona. Die Stadt ist ein Vorort von Barcelona und war mal ein wichtiger Industriestandort mit Ölpier. Heute wandelt sie sich immer mehr zum Touristenzentrum. Der lange herrliche Sandstrand lädt dazu auch ein. Strand von BadalonaStrand von BadalonaModerne Gebäude entstehen um die Marina und an der Strandpromenade. Mit dem Nahverkehrszug ist man in 15 Min in der Innenstadt. Auch Busse und Straßenbahnen fahren von hier aus nach Barcelona. So ist es ein leichtes, den Flughafen in einer Stunde zu erreichen. Am Mittwoch kehre ich zurück, leider ohne das Paket von SVB. In den nächsten Häfen werde ich also weiter suchen müssen. Zum Wochenende werden schon wieder Starkwinde erwartet. Aber Morgen sollte es möglich sein, ein Stück Richtung Frankreich weiter zu kommen.