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Frankreich

Veröffentlicht am 12.08.2019

Bonjour Leucate

Am Vormittag wollte der Gutachter noch einmal bei mir vorbeischauen. Er wäre sowieso gerade auf der Werft in Badalona. Gegen 11:00 ist er da und wir nehmen noch einmal die Restarbeiten auf, die ich selber machen oder in Auftrag geben werde. Er wünscht mir eine gute Weiterreise und empfiehlt mir noch eine gute Werkstatt in Roses, meinem nächsten geplanten Stopp. Die Strecke in die Bucht von Roses schaffe ich nicht innerhalb der restlichen 8 Stunden Tageslicht, also ist wieder eine Nachtfahrt eingeplant. Mag ich zwar nicht so gern, aber ich schaffe größere Distanzen. Das Wetter ist ganz vielversprechend, aber bereits übermorgen soll es wieder stürmisch werden. Um 13:00 lege ich ab, nachdem ich für die restlichen Tage mein Liegegeld bezahlt habe. Südliche Winde und Wellen bescheren mir über 5 KN Fahrt Richtung NE. Um 19:00 erreiche ich die Costa Brava (die wilde Küste –genau das Gegenteil was  man vom Wort im Deutschen ableiten würde). Ab der Flussmündung des Rio Tordera ändert sich die Küste von den herrlichen langen Sandstränden der Costa Dorada (die goldene Küste) hin zu vielen Buchten von Felsen umgeben. Vorbei ziehen die bekannten Badeorte Blanes, Lloret de Mar, Tossa de Mar. Die Nacht bricht herein und der Wind weht immer noch mit 9 -18 KN. Ein angenehmes Segeln, auch wenn mehr Schiffsverkehr ist, als ich dachte. Ständig geht der AIS-Alarm los. Aber keiner kommt mir bedrohlich nahe. Die Inselgruppe der Medes gegenüber Estartit zieht tagsüber nicht nur hunderte von Tauchern an, nachts treffen sich hier anscheinend große Fischfangflotten, mit vielen großen und kleinen Fischerbooten. Ich brauche glücklicherweise nicht auszuweichen (sie haben bei der Arbeit Vorfahrt), aber ich schalte vorsichtshalber die Windfahnensteuerung aus, die die ganze Zeit bis hierher sehr schön gesteuert hatte, nur ab und an musste ich kleine Justierungen vornehmen. Der Wind lässt ganz nach in der Bucht von Roses und bei Sonnenaufgang stehe ich vor der Hafeneinfahrt von Santa Margarida. Hier hatte ich versucht über Navily einen Platz zu reservieren, aber bisher noch keine Antwort erhalten. Der Hafen ist wie Ampuriabrava eine Lagunenstadt mit Ferienwohnungen und Hotels, alles mit Flüssen durchzogen. Es soll drei Gästehäfen geben. Ich schleiche mich durch das Labyrinth, aber kein Hinweisschild auf Liegeplätze, keine Clubhäuser oder Hafenbüros. Nach einer Stunde gebe ich entnervt auf und tuckere die 1 m rüber zum Yachthafen von Roses. Hier bekomme ich sofort einen Liegeplatz (wenn auch mal wieder sehr eng) zugewiesen. Ich mache mir Frühstück und gehe dann Duschen. Schöne Anlage. Blick auf Roses vom LiegeplatzBlick auf Roses vom LiegeplatzIch entdecke einen Zubehörladen der auch eine Positionslaterne (Bicolor) hat. Danch schaue ich mir den Ort an. Viele schöne Häuser am Berghang mit Blick aufs Meer und den Yachthafen. GästestegGästestegIch werde hier aber nicht lange bleiben können, es kommen immer wieder Sturmtage. Ich treffe noch den Polen wieder, der bereits in Badalona neben mir lag. Auch er wollte ja weiter nach Korsika. Ich warte mal ab, wie das Wetter morgen früh aussieht. Die Vorhersage geht von abnehmenden Winden am Nachmittag aus. Der nächste Tag ist wieder sonnig und heiß. Der Wind ist böig aber nicht in Sturmstärke (zumindest im Hafenbereich und der Bucht). Es sind zwar noch 15 Kn Wind, aber das wäre ja kein Grund nicht auszulaufen. Ich gehe noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt einkaufen und mache dann mein Boot auslauffertig. In der Capitainerie bekomme ich meine Papiere zurück und zahle das Liegegeld. Dann noch bei der Tankstelle angehalten und vollgetankt. Im Schutz der Berge von Roses die Segel gesetzt und mit angenehmer Fahrt hinaus aus der Bucht. Ich sehe schon weiße Schaumkronen auf dem Wasser und tatsächlich bläst der Wind hier schon wieder mit 18 Kn und die Wellen erreichen 1 m. Ich reffe und versuche zunächst östlich zu segeln um dann nach Norden zu kreuzen. Aber gegen 16:00 nimmt der Wind immer weiter ab und die See wird wieder ganz ruhig. Die Sonne scheint, 30 Grad, kaum Wolken. Ein herrliches Bild von der Küste mit den Segelschiffen davor, die den nun perfekten Segeltag ausnutzen. So sollte segeln jeden Tag sein, da geht mir mein Herz auf. Leider hält diese Idylle nicht lange. Der Wind schläft ganz ein und ich motore um das Cap Creus, das sonst im Ruf steht ein gefährliches Kap zu sein. Davon merke ich glücklicherweise heute nichts. Ich nehme Nordkurs und tuckere zunächst noch mit Motor weiter bis zur spanisch - französischen Grenze. Hier fallen die Pyrenäen ins Mittelmeer. Um 20:00 erreiche ich die Grenze und eigenartiger Weise kann ich die heute auf dem Wasser wirklich sehen. Auf spanischer Seite i

Cabo CreusCabo Creus

st das Meer ganz glatt, auf der französischen Seite kräuselt es sich. Und wirklich nach überfahren der Grenze (42° 26‘ 150 N, 3° 16‘ 270 E) ich bin gerade dabei die Gastlandflagge zu wechseln, spritzt mir Gischt über den Bug und Wind weht über das Deck. Glücklicherweise hatte ich noch das Reff im Groß vom Nachmittag. Leider kam der Wind aber direkt von vorn. Na vielleicht dreht er ja später noch etwas westlicher. Nun stampften wir also erst einmal gegen Wellen und Wind mit Motorkraft und kamen nur mit 3 KN vorwärts. Ab 22:00 tat mir der Wind den Gefallen. Hoch am Wind und auch gereffter Genua ging es mit 5-6 KN weiter. Es war warm und der Mond schien vom wolkenfreien Himmel und versah das Wasser mit einem goldenen Schimmer, was für eine tolle Nacht. Und keine Schiffe unterwegs. Die französische Küste wird ab Le Racou ganz flach. In das ehemalige Sumpfgebiet wurden in den 60 und 70iger Jahren große Ferienanlagen errichtet. Die Küste bietet einen ewig langen Sandstrand bis hoch in den Golf von Lion. Dahinter häufig große Seen (Etang), die auch zur Salzgewinnung dienen. Aber im Hochsommer ist hier natürlich viel los. Juli und August sind die Ferienmonate nicht nur in Spanien sondern auch in Frankreich. Und anscheinend mögen Franzosen solche Feriensiedlung wo die ganze Nacht gefeiert wird. Selbst im Abstand von fast 5 Meilen konnte ich die Bässe der Musik von den Ferienstränden hören. Die Windräder bieten neben dem Lichtermeer der Ferienanlagen eine rote Lichterkette. Leucate, mein Zielhafen, kam nun immer dichter, aber der Wind schlief total ein. Das Meer war wieder spiegelglatt. Ich war durch die vorherige schnelle Fahrt zu früh am Hafen und wartete nun auf den Sonnenaufgang. Im Dunkeln laufe ich nicht ohne Not in einen fremden Hafen. Es war erst 3:30, noch 3 Stunden treiben lassen von der Strömung. Erst überlegte ich noch weiter zu fahren, aber der nächste Hafen wäre 25 Meilen weiter, aber auch nur unter Motor zu erreichen. Ich beschloss hier zu warten. Um kurz vor sieben rief ich über Funk die Marina , aber bekam keine Antwort. Der Hafen ist sehr langgestreckt und hat 3 Becken mit insgesamt nun ca. 1500 Liegeplätzen. Im mittleren Becken ist der Wartekai. Leider völlig ungeschützt mit rauhen Betonwänden und Pollern die so schlecht angebracht sind, das man nicht so einfach eine Leine darüber werfen konnte. So kam es dann leider zu einer direkten Berührung mit der Bordwand, da ein Fender sich auf den Kai schob. Wieder was für den Winter zu tun. Um 08:00 machte die Capitainerie auf und ich bekam einen Liegeplatz gleich dicht bei. Hier gibt es wie auf Fehmarn Heckpfähle für die Achterleinen. GästehafenGästehafenWar noch nicht ganz aus der Übung und bekam gleich beide Leinen übergeworfen. Nur kurzer Weg zu den Toiletten und Waschräumen, was ich immer ganz angenehm finde. Hier sind diese Räume aber leider nur zu den Öffnungszeiten des Büros zugänglich (08:00 -21:00). Man sieht diesem Teil des Hafens seine 50 Jahre an. Die Werftanlage grenzt direkt an die Liegeplätze. Weiter südlich gibt es noch ein Becken, hier ist alles gepflegter, es gibt Restaurants und kleine Shops rundherum, auch zum Supermarkt (Lidl) ist es von hier aus nicht weit. südliches Beckensüdliches BeckenAber Gäste werden hier nicht hingelegt. Das neue vordere Becken (Eröffnung im Juli 2019) ist noch Baustelle. Das Salz vom Schiff gewaschen und mich dann auch frisch gemacht. Der Weg zum Strand ist nicht weit. Hier gibt es eine Pier die ins Wasser führt. Ganz mutige springen von hier oben in das flache Wasser. Der Strand ist breit und sehr weitläufig. Das Ende zu beiden Seiten ist im Dunst nicht zu erkennen. Der vorhergesagte Starkwind setzt langsam ein. Leider weht er mir nun direkt ins Cockpit und ich muss seit langem mal wieder die Schotten herausholen um den Niedergang dicht zu machen. Auch am nächsten Tag bleibt es stürmisch. Mal sehen wann ich weiterkomme. An Bord gibt es immer etwas zu tun. Langweilig wird es mir bestimmt nicht.