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LICATA I

Veröffentlicht am 10.12.2019

Dem Winter entkommen

Ich habe mich hier nun eingelebt. Die Motorinspektion ist in Auftrag gegeben und auch für das Schleifen und Lackieren der Bodenbretter zeichnet sich eine Lösung ab. Das kleinste Brett habe ich Elia vom Bootsservice zum Ausprobieren mitgegeben. Ein paar Tage nach meiner Ankunft, kehrten auch Heinz und Janet aus Spanien zurück. Nachmittags dann wieder öfter bei denen an Bord gesessen und geklönt. Man trifft hier bei den Gang über die Stege immer nette Leute und bleibt für einen kurzen Klönschnack stehen oder wird an Bord eingeladen. Ich bin überrascht, dass nach nur wenigen Tagen so viele Leute meinen Namen schon kennen. Ein freundliches „Hallo, wie geht’s“ kommt immer, wenn jemand an Bord ist und man geht vorbei. Die Happy Hour am Dienstag und Freitag trägt natürlich dazu bei, mit allen ins Gespräch zu kommen. Sonntags ist dann noch das Barbecue, zu dem man sein Fleisch mitbringt und auch einen Salat, Kuchen u.ä. die als Buffet dann aufgebaut werden, von dem jeder sich bedienen kann. Maurice und Gustaf kümmern sich um das Feuer. Jeder zahlt hierfür 0,50 Cent in die Kasse. Am 10. November lud dann sogar die Marina einmal zu einem Come-together-BBQ ein. War auch ein voller Erfolg. Welcome GrillenWelcome Grillen

Das Wetter war die erste Woche noch immer sehr unbeständig geblieben und wechselte immer wieder zwischen Sonne, Regen und Wind, aber es wurde nicht kalt. Schon am 11.11. war es sehr stürmisch mit viel Regen und Gewitter. An Gebäuden am Hafen waren Dachziegel heruntergefallen und Markisen zerrissen. Aber in der Nacht vom 12. auf den 13.11. erwischte uns dann der Sturm mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Kn und die Wellen hatten selbst im Hafen weiße Schaumkronen. Der Wellenbrecher an der Hafeneinfahrt war gebrochen, sodass die draußen meterhohen Wellen ungehindert in das Hafenbecken laufen konnten und die Schiffe und Stege anhoben. In der Nacht trafen noch Emails ein, dass sich die ersten Boote von den Stegen losgerissen hätten und im Hafenbecken trieben. Am nächsten Morgen glich unser Steg einem Trümmerfeld. Ein großer Teil der Klampen waren aus dem Ponton herausgebrochen. Gangways waren gebrochen und hatten Schiffe beschädigt. Bugkörbe waren verbogen. Achterleinen waren gerissen. Schlauchboote waren von den Davids gerissen worden. Der Ponton war an einer Stelle gebrochen und hatte sich sogar aus der Verankerung vom Kai gelöst. Es gab kein Wasser und Strom mehr den ganzen Tag. Die Marineros verlegten die losgerissenen Yachten auf andere Liegeplätze. Mehrere Yachten waren auch mit dem Heck gegen bzw. unter den Steg gekracht und beschädigt. Ich hatte Glück und bis auf einen gebrochenen Schäkel vom Traveller keine Schäden. Der Bug war etwas gegen den Holzsteg gekommen, hatte aber nur kleine Kratzer abbekommen. Der Schreck saß aber allen noch tagelang in den Knochen. Dieser Sturm verursachte auch die schwersten Überschwemmungen in Venedig.

Die nächsten Tage waren dann wieder wechselhaft mit viel Sonne, aber auch immer wieder mit viel Wind. Montags gehe ich nun nachmittags zum Dart spielen und mittwochs zum Circuit-Training. Zu meinem Geburtstag hat sich meine Tochter Nele angesagt. Ich mietete mir einen Wagen ab Catania und holte sie vom Flughafen ab. Am Freitag machten wir einen Rundgang durch die Marina und sie lernte viele Leute schon kennen. Es war sehr sonnig und warm und beim Stadtrundgang und Aufstieg zur Burg kamen wir richtig ins Schwitzen. Sehr interessant auch der große Friedhof, der mal auf dem Berg gebaut wurde und heute bis zur Straße über viele Treppen und Absätze mit Grabstätten runter erweitert wurde. FriedhofFriedhofAbends bei der Happy Hour wurde sie auch sofort freundlich aufgenommen und war sofort mit allen im Gespräch. Am Samstag fuhren wir mit dem Mietwagen ins Tal der Tempel bei Agrigento. Eine berühmte Anlage mit noch vielen gut erhaltenen Zeugnissen aus der Zeit der Griechen, die hier im 5.Jh. v. Chr. u.a. den Tempel della Concordia errichteten, der zu den besten erhaltenen griechischen Tempeln heute zählt. Die Tempelanlagen waren nur ein kleiner Teil der damaligen viertgrößten Stadt Akragas. Die Tempelanlagen gehören seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe. Abends gingen wir dann mit Heinz und Janet in Licata essen und meinen Geburtstag feiern. Am Sonntag musste Nele dann leider schon wieder abreisen. Tal der TempelTal der TempelBei strömenden Regen brachte ich sie mit dem Auto auf überfluteten Straßen zum Flughafen. Nachmittags luden Heinz und Janet zum Glühwein und Weihnachtsgebäck ein.

Das Wetter beruhigte sich wieder und die Sonne schien, so konnte ich am Dienstag mit dem Wagen nach Ragusa fahren. Eine alte an einem Berg gelegene schöne Stadt mit engen Gassen und barocken Palästen.RagusaRagusa Die Fahrt dorthin zog sich durch die teils sehr schlechten Straßen hin. Eigentlich wollte ich noch zwei Städte mehr besuchen, so reichte es aber nur noch für einen Abstecher nach Chiaramonte Gulfi, auch einem hübschen Bergdorf, von dem man eigentlich auch den Ätna sehen können sollte. Der hatte sich aber einen Wolkenschleier übergelegt. Zurück dann nach Licata und abends zur Happy Hour. Heinz und Janet reisen nun schon ab und kommen wohl erst im März wieder.

Donnerstag brachte ich dann den Wagen zurück nach Catania und fuhr mit dem Bus zurück nach Licata. Das Wetter bleibt die nächsten Tage stabil schön. Ich laufe durch die Marina und klöne mit vielen Seglern. Im Dezember beginnt auch Montagsvormittag ein Italienischkurs mit einer Lehrerin von der örtlichen Schule hier, die auch Englisch-Unterricht dort gibt. Abends lerne ich italienisch online. So sind die Tage immer irgendwie ausgefüllt. Einmal die Woche laufe ich meistens zu Lidl um meine Vorräte aufzufüllen. Dort bekomme ich auch mein Lieblingsmüsli und Joghurt. Ansonsten kaufe ich immer hier im Supermarkt Conad gleich an der Marina ein. Mittwochsabend gibt es einen Filmabend von David und David organisiert. Einige Filme schaue ich mir an, aber der Ton ist für mich manchmal schwer zu verstehen, aber es sind trotzdem nette Abende. Es reisen nun noch weitere Segler ab und wollen z.T. auch erst im März oder sogar später wiederkommen. Es sind aber immer noch genug Leute hier, mit denen man sich treffen kann. Aber ich genieße es auch, im Cockpit oder unten im Salon zu lesen.  Das Wetter wird wieder etwas wechselhafter. Aber sobald die Sonne durchkommt, ist es sofort um die 20 Grad warm, teilweise sogar noch mehr.Happy Hour im Blue Sky mit WirtHappy Hour im Blue Sky mit Wirt

Kurz vor meiner Heimreise wird noch die Motorinspektion gemacht und die Bodenbretter zum Lackieren abgeholt. Mit dem Bus fahre ich zum Flughafen nach Catania um die Weihnachtstage in Hamburg zu verbringen. Auch zur Firmenweihnachtsfeier bin ich wieder eingeladen. Der Rückflug nach Sizilien ist schon für den 07. Januar gebucht. Georg passt auf mein Schiff auf, da es noch einmal die nächsten Tage stürmisch werden soll.