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Sizilien

Veröffentlicht am 05.11.2019

Winterzeit

Am Mittwochmorgen soll es nun endlich losgehen, nach fast zwei Wochen warten auf passendes Wetter für die ca. 180 M lange Überfahrt. Die Sonne scheint, es ist ein wenig diesig. Um kurz vor neun löse ich die Leinen und setze im Hafenbecken das Groß. Es ist entgegen der Vorhersage schon windig. Unter Motor aus dem geschützten Hafen hinauf Richtung Marsala. Jetzt kann ich auch die Genua ausrollen und segle mit angenehmer Fahrt durch den Golf von Gagliari. Leider hält das Glück nicht lange an und ich muss wieder den Motor starten. Aber in Höhe des Cabo Carbonara legt der Wind wieder zu und in Erwartung eines achterlichen durchgehenden Windes setze ich zum ersten Mal in diesem Jahr den Parasailor. Der Wind dreht allerdings südlicher, bis halben Wind hält der Parasailor aber prima die Fahrt bei. Der Wind kommt aber immer mehr aus Süd und ich muss den Parasailor einholen und segle mit Groß und Genua hoch am Wind weiter, selten aber schneller als 4 KN. Im Morgengrauen gleiche ich meine Position mit der Wetterkarte ab. Etwas südlicher soll mehr Wind wehen. Unter Motor geht es daher nun erstmal 2 Stunden weiter. Auf der elektrischen Seekarte sehe ich nun allerdings auch die tunesische Seegrenze auf mich zukommen. Die will ich aber nicht überschreiten. Ich weiß nicht, ob die Küstenwache dort kontrolliert. Ich hole die beiden Segel ein und setze wieder den Parasailor und lege Kurs Marsala erneut an. Am frühen Nachmittag dreht der Wind wieder und ich muss den Parasailor bergen und laufe nur mit Genua weiter. Nur die vorhergesagten Winde von 10-12 KN wollen sich nicht einstellen. Nachts muss ich ab und an den Motor mitlaufen lassen um vorwärts zu kommen und nicht 4 Tage unterwegs zu sein. In der Ferne sehe ich Gewitterblitze. Im Morgengrauen tauchen am Horizont die ersten Leuchtfeuer der egadischen Insel Marettimo auf.

Die Wettervorhersage sagt 3-4 Bft. voraus. Noch ist davon nichts zu spüren. Unter Motor die Insel passiert. Aber immer noch kein Wind. Nun kann ich auch schon die anderen beiden Inseln erkennen und das Festland erhebt sich aus dem Dunst. Die See ist jetzt spiegelglatt. Die Sonne scheint. Ich fahre in den Hafen ein, ohne zu wissen was mich dort erwartet. Hier kann ich mich nicht über Funk anmelden und über das Internet gab es auch keine Informationen zu dem Sportboothafen. Die einzelnen Stege werden von unterschiedlichen Konzessionären geführt. Ich taste mich langsam zwischen 2 Stegen auf den Kai zu, wo Arbeiter zu erkennen sind. Ich winke und tatsächlich kommt einer an und weist mir einen Liegeplatz zu. Wasser und Strom gibt es am Steg. Ich will mich anmelden, aber kein Mensch ist im Container“büro“. Es wird gerade ein Motorboot gekrant. Dann versuche ich es später noch einmal. Die Toiletten sind ebenfalls in einem kleinen Container untergebracht. Sehr einfach. Aber auch Duschen und nicht verschlossen. Eine warme Dusche kann ich nach der langen Fahrt gut vertragen. Ich versuche danach noch einmal mein Glück beim Anmelden. Nun ist aber geschlossen. Ich vermute Mittagspause und mache mir an Bord auch eine warme Mahlzeit und lege mich dann für eine Stunde aufs Ohr. Um vier ist das Büro immer noch geschlossen. Morgen ist Allerheiligen, da wird bestimmt auch nicht gearbeitet. Bevor die Sonne untergeht, besorge ich mir im nahegelegenen Supermarkt noch etwas zu Essen für den nächsten Tag. Weiß nicht, ob morgen hier etwas geöffnet hat. Abends falle ich hundemüde schon um halb zehn in meine Koje. Der nächste Tag beginnt mit viel Regen. Eine Weiterfahrt hatte ich schon den Tag vorher ausgeschlossen. Dafür werde ich am Samstag dann ohne weiteren Zwischenhalt bis Licata weiter segeln. Der nächste Starkwind mit hohen Wellen kündigt sich bereits ab Sonntagnachmittag an.

Allerheiligennachmittag hört der Regen auf und ich laufe in die Altstadt, die sehr hübsch sein soll. MarsalaMarsalaDas kann ich nun nicht richtig nachvollziehen. Es gibt zwar einige alte Gebäude und kleine Gassen. Aber es macht auf mich auch einen etwas verfallenen Eindruck. Ein wenig erinnert es mich an Kleinstädte in den neuen Bundesländern kurz nach der Wende. Einige neue Gebäude sind zwischen die alten Gebäude gepresst. Vielleicht liegt es aber auch an dem Feiertag und dem Wetter, es sind kaum Leute unterwegs und die meisten Läden und Restaurants sind geschlossen. Ich gehe zurück an Bord und mache mir mein Abendessen. Samstagmorgen bin ich eigentlich schon um acht Uhr auslaufbereit. Das Büro ist aber immer noch geschlossen. Als ich um kurz vor neun ablegen will, kommt aber der Hilfssheriff angelaufen und meint ich muss noch bezahlen. Ich antworte ihm, dass aber keiner dort im Büro ist. Der Chef würde gleich kommen. Da er nun sein Handy herausholt und mein Boot fotografieren will, lege ich wieder an und gehe mit ihm zum Büro. Da kommt tatsächlich der Boss und verlangt von mir noch EUR 30,00 die Nacht. Unverschämt teuer für die Ausstattung und die Jahreszeit, wir haben immerhin schon November. Es gibt auch keine Preisliste. Ich habe den Eindruck, der wird je nach Lust und Laune festgelegt. Ich zahle zähneknirschend und lege dann endgültig ab. Zunächst muss ich noch eine kurze Strecke, bis ich Cabo Feto querab habe, motoren. Ab hier kann ich hoch am Wind segeln. Und das bei herrlichem Sonnenschein. Die Küste wirkt relativ uninteressant, flach und stark bebaut. Ich kann den Kurs bald noch weiter westwärts richten und segle nun schön am Wind mit 4-5 KN Fahrt. In Höhe Sciacca geht die Sonne glutrot am Horizont unter. So geht es weiter bis Mitternacht. Auf einmal stehen die Segel back und ich drehe mich im Kreis. Motor an und Genua eingerollt. Der Wind kommt auf einmal direkt von vorn. Eine Stunde motore ich, dann kommt der Wind wieder aus südlicher Richtung und ich setze wieder Segel. Aber nach 1,5 Std. dreht der Wind wieder auf West und ich muss nun bis Licata motoren. Kurz nach Sonnenaufgang bin ich im Hafen. Zwei Delphine suchen bei den Fischzuchtnetzen nach Futter. Ich rufe die Marina und erhalte sofort Antwort. Hier kommt auch wieder ein Marinero im Schlauchboot an und weist mir den Liegeplatz zu. Eine Mooringleine ist gerissen und so mache ich nur mit einer achtern fest. Mir schräg gegenüber liegt die DAR MELICA mit Heinz und Janet. Nach einem Frühstück gehe ich zum Marinabüro und melde mich dort. Hatte hier ja schon vor Monaten den Platz bis Ende April gebucht. Da ich nun erst im November ankomme, wird der Platz mir bis Ende Mai gegeben. Die Dame ist sehr freundlich und die Formalitäten schnell erledigt. Ich bekomme Schlüssel für das Waschhaus und die Stegzugänge. Außerdem einen Chip, den ich für Strom aufladen kann. Den muss man dann an die Stromsäule halten, an der man seinen Stecker hat und dann wird das Guthaben darauf übertragen. Die Anlage macht einen sehr gepflegten und großzügigen Eindruck.Marina LicataMarina Licata Das Waschhaus modern und auch sehr gepflegt. Einzelne Duschkabinen mit Umkleideraum. Ich ruhe mich einen Augenblick auf dem Schiff aus. Aber das schöne Wetter lockt mich raus. Ein kleines Shoppingcenter mit Supermarkt ist gleich hinter der Marina. Hier gibt es auch ein Selbstbedienungsrestaurant. Marina di Cala del SoleMarina di Cala del SoleAb mittags kommt dann tatsächlich Wind auf und das Wasser im Hafenbereich wird unruhig. Die kurzen Wellen schlagen immer unter das Heck. An Schlafen wäre da nicht zu denken. Abends gehe ich in die Stadt und schaue mich um. Ich suche mir eine Pizzeria, wo ich günstig essen kann. Zurück an Bord. Der Wind und damit auch die Wellen haben nachgelassen und ich kann die Nacht in Ruhe durchschlafen. Am nächsten Morgen erwartet mich die Sonne und ich kann mal wieder im Cockpit frühstücken. Hier werde ich also die nächsten 6 Monate bleiben. Die Marina bietet viel Abwechslung. Es gibt Sportangebote, Filmabende, gemeinsames Grillen, zweimal die Woche treffen sich die Gäste im Caffe Letterario zur „Happy Hour“. Happy HourHappy HourMan klönt und tauscht Informationen aus. Verschiedene Nationen (Engländer, Franzosen, Australier, Schweizer, Skandinavier) sitzen zusammen. Auch viele Deutsche sind hier über den Winter. Nicht alle verlassen ihre Schiffe. So wird mir es hier wahrscheinlich nicht langweilig werden. Die Stadt ist nicht touristisch und daher auch belebt. Ich bin gespannt, wie es hier die nächsten Monate wird. Das Wetter ist allerdings zurzeit sehr wechselhaft, Starkwind, Regen und Sonne wechseln sich immer wieder ab. Aber noch sind tagsüber 20 Grad.