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"Winterzeit" mit Corona

Veröffentlicht am 31.05.2021

Langeweile? Nein danke

Das Batterieproblem war nach dem Austausch schnell gelöst. Ich wollte jedoch meine Autonomie der Elektrizität an Bord erhöhen, um auch länger einmal vor Anker liegen zu können, und um schneller die Batterien wieder laden zu können. So wurde das „Winter“-Halbjahr zu umfangreichen Investitionen genutzt. Einmal in eine neuartige Lithium-Batterie, die direkt mit einer Blei-Säure-Batterie gekoppelt werden kann (BOS), dann ein Lichtmaschine-Batterie Ladegerät (Sterling) und eine zusätzliche mobile Solarzelle (120 WP von Phaesun). Die Bequemlichkeit an Bord wurde durch die Aufpolsterung der Sitz- und Liegeflächen erhöht. Die Wasserkapazität durch die Anschaffung von 2 x 25 Liter Wasserkanister. Zum Schluss kam noch ein neuer Steuerradbezug aus Leder hinzu. Das war zwar von den Kosten höher als in den Vorjahren, aber der zeitliche Aufwand war überschaubar. Technische Hilfestellung bekam ich von meinen hier verweilenden Liveaboards.Wikinger Schach am Strand 12/2020Wikinger Schach am Strand 12/2020

Und damit komme ich zu dem viel angenehmeren Thema, den sozialen Kontakten und dem Zusammenhalt hier in der Comunity auch während der Corona-Zeit, die geprägt war durch viele Auf und Ab. Über lange Zeit waren Bars- und Restaurants geschlossen. Es herrschten Ausgangs- und Reisebeschränkungen, ähnlich wie in Deutschland. Nur wir sind hier in Italien und das Leben wirkt immer wieder etwas leichter. Das mag dem dauerhaftem guten Wetter geschuldet sein, aber sicherlich auch der Grundeinstellung der Italiener und den nicht immer so genau genommenen Verboten. Take-away bedeutet eben nicht, kaufen und mit den Getränken oder Essen nach Hause zu gehen. Man bleibt eben vor dem Lokal stehen und klönt wie gewohnt, es gibt nur keine Stühle und Tische draußen. Kleine Imbisse ermöglichten auch Mittagessen innerhalb derer Räumlichkeiten. Eine Strandbar hatte immer geöffnet und man konnte sich auf der Terrasse hinsetzen oder im Liegestuhl am Strand liegen. Das mag den Inzidenzen nicht immer geholfen haben zu sinken. Aber nun ist auch hier wieder Licht am Ende des Tunnels und ab 01.06. soll das Leben noch mehr „normal“ werden. Natürlich auch mit Hinblick auf den wirtschaftlich wichtigen Tourismus.

Hier in der Marina konnten wir immer ziemlich unbehelligt unser Leben genießen und ohne Maske herumlaufen, uns mit anderen Seglern am Steg oder auf dem Boot treffen, zusammen essen und trinken. Soviel wie möglich wurde versucht, jede Gelegenheit zu nutzen, die Geselligkeit zu pflegen. Nur die sonntäglichen Barbecues vielen den Corona Regeln dann doch öfters zum Opfer. GeburtstagüberraschungGeburtstagüberraschungMit meinem Geburtstag im November machte ich den Anfang von Zusammenkünften, die nicht erwünscht waren, aber auch nicht geahndet wurden. Jeder konnte entscheiden, ob er an solchen Zusammenkünften teilnahm oder nicht, keiner nahm eine Absage übel. Soweit es möglich war, wurde Abstand gehalten. Es gab auch keine Infektionen hier in der Marina. Sollten Neuankömmlinge in Quarantäne an Bord geschickt werden, wurde selbstverständlich für sie eingekauft. Bei denen, die für einige Zeit zurück in deren Heimat wollten, wurden die Yachten überwacht, gelüftet etc. Und bei der Rückkehr war der Kühlschrank schon gefüllt.GeburtstagsfeierGeburtstagsfeier

Einzig die eingeschränkten Reisemöglichkeiten auch innerhalb Siziliens waren Schade. Gerne wäre ich auch zu dem im Januar und Februar fast jede Woche ausbrechendem Ätna gefahren. So blieben mir nur die Bilder der Webcams, wie vielen auf dieser Welt. Auch eine Heimreise nach Hamburg fiel diesen Winter aus.

Dafür hatte ich das Glück im Oktober an einer Überführung einer Yacht von Palermo nach Licata teilnehmen zu können und im Mai einer Überführung von Licata nach Tropea. Man hilft hier wirklich gern wo man kann. Die Rückreise von Tropea nach Licata mit der Bahn war ein Abenteuer für sich. 14 Stunden für wenige hundert Kilometer.

Weihnachten wurden auf den Stegen klassische bekannte Weihnachtslieder gesungen mit Gitarrenbegleitung. Zum Dank gab es von jedem Boot alkoholische Getränke. Oh du fröhliche wurde in allen Sprachen gesungen, die hier in der Marina vertreten waren (englisch, deutsch, französisch, italienisch, finnisch, schwedisch) Eine feucht-fröhliche Feier. Sylvester trafen wir uns für eine Stunde um Mitternacht auf einen Umtrunk. Küsschen waren natürlich nicht angesagt. An beiden Feiertagen wurde ich zum Essen auf andere Schiffe eingeladen. Wie in einer großen Familie. Da kann wirklich keine Einsamkeit aufkommen, auch als „Einhandsegler“ nicht. Aber ich finde es auch wunderschön, abends allein an Bord zu sein und ein Buch zu lesen, wenn es kühler ist in eine Decke gekuschelt und einen heißen Tee zu trinken.Endlich wieder ein Cafe und Cornetto Endlich wieder ein Cafe und Cornetto Februar 2021Februar 2021

Die Tage wurden schnell wieder wärmer. Ab so richtig kalt war es für mich eigentlich nie. Es gibt keinen Frost, nur sehr wenig Regen und gar keinen Schnee, viele Sonnenstunden, zumindest hier in Licata. Fast immer lief ich in kurzen Hosen und T-Shirt rum, was mir viele Sprüche einbrachte. Für mich fühlte es sich häufig wie Sommer in Norddeutschland an. Nicht alle empfanden wie ich.

Montags nachmittags stand Dart-Spielen auf dem Plan. Pfeile bei Amazon bestellt und los ging es. Gegen die Profis hatte ich nie Chancen, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Dienstags morgens war dann Sport (Circle Training) angesagt, natürlich Corona-Gerecht mit Abstand und nur eigenen Matten und Gewichten und kein Circle mehr. Ergänzend versuchte ich mindestens einmal die Woche zu joggen um gegen die Pizza und Pasta (und auch Alkohol) Kalorien an zu kommen, aber häufig war der innere Schweinehund doch stärker. Unsere legendären Happy Hours im Blue Sky und Letterario wurden sobald es erlaubt war sofort von allen genutzt und bis zu 30 Personen trafen sich nun schon nachmittags, da die Lokale um 18:00 schließen mussten, wobei es auch schon mal acht werden konnte, man musste ja noch austrinken.das erste Eis (März)das erste Eis (März)

Durch den blöden Brexit verließen viele Briten diesen Winter leider vor Jahresende die Marina. Sie dürfen sich ja nun nur noch 90 Tage in der EU am Stück aufhalten. Das natürlich dann lieber im Sommer. Die Yachten konnten aber alle hier bleiben. Mehrere Briten werden den nächsten Winter in der Türkei oder Tunesien verbringen. April 2021April 2021Ende Mai kehrten die ersten zu ihren Booten zurück.

Im April bekamen wir die Gelegenheit uns hier im Krankenhaus mit AstraZeneca impfen zu lassen. Natürlich habe ich die Möglichkeit genutzt. Nun muss ich allerdings bis Anfang Juli auf die zweite warten. Bemühungen von anderen, diese woanders vorzuholen, scheiterten alle. Aber ich fühle mich so auch viel sicherer. Natürlich trage ich weiterhin Maske und halte Abstand wenn ich in die Stadt gehe.

Antares im KranAntares im KranFür Ende April hatte ich bereits im Oktober einen Termin in der Werft vereinbart um neues Antifouling aufzutragen. Für die Zeit zog ich in ein nahegelegenes Apartment. Die Unterwasserschiffe wachsen hier extrem nach wenigen Monaten zu. Das liegt an den vor der Marina liegenden Fischfarmen. So gedeihen hier prima allerlei Pflanzen und Muscheln am Rumpf. Der Propeller hatte kein Profil mehr, der Wasser-Widerstand war hoch und ich kämpfte mich mit 1 Kn in die Werft.

Ja und nun stehen die gleichen Probleme an, wie letztes Jahr. Wohin, was muss man beachten. Waren es letztes Jahr die Einreiseverbote sind es dieses Jahr die Test- und Quarantäneregeln der verschiedenen Länder. Alle wollen Gäste, aber Segler kommen nun mal nicht mit dem Flugzeug oder der Fähre. Ich werde es mal mit Malta versuchen.

Rückblick 2020: Trotz Corona habe ich rd. 1300 sm zurückgelegt und 31 Städte und Ankerplätze besucht. 160 l Diesel getankt. Kosten ca. 850,00 / Monat für Lebensmittel, Bars, Restaurants, Liegeplätze, Diesel / Gas und Kleinreparaturen. 34 Bücher gelesen.