Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Corfu

Veröffentlicht am 23.07.2020

Es geht endlich wieder los

Die Coronazeit wollte und wollte nicht zu Ende gehen. Anfang Mai kündigte Italien zwar Erleichterungen an, aber Nachfragen ergaben immer wieder, das gelte nicht für uns Yachties. Da kamen Anweisungen pro Meter Yacht nur 1 Person, aber Mindestabstand. Desinfektionsmittel sollten an Bord sein. (Meine Yacht mit 10m Länge hätte also 10 Personen aufnehmen dürfen und alle hätten sich mit 1 m Abstand an Deck verteilen müssen???). Dann sollte die neue Freizügigkeit nur für Sportfischer gelten. Dann durfte man angeblich nur in der Region segeln. Nachfragen bei den verschiedenen Hafenbehörden ergaben aber immer wieder abweichende Antworten. Es schien, ob niemanden klar war, wie das alles umzusetzen sein sollte. Zum Juni wurden die Grenzen wieder geöffnet und auch die ersten Flüge gingen wieder ab Catania ins (europäische) Ausland. Ich nutzte die Chance noch einmal kurz nach Hamburg zu fliegen. Die Rückreise gestaltete sich dann schon wieder schwieriger, immer wieder wurden geplante Flüge abgesagt. Nach zwei Wochen klappte es dann. Nun war der 15. Juni vorbei und die Reisefreiheit in Europa setzte wieder ein. Italien hatte inzwischen mal wieder eine neue Verordnung (fast jede Woche kam eine) verabschiedet für das Reisen mit dem Boot. Nun also einen gesamtitalienischen Gesundheitsfragebogen, den man mindestens 1 Tag vorher an den nächsten Hafen schicken musste und gleichzeitig an 4 Gesundheitsbehörden. Die Temperaturen aller an Bord musste täglich gemessen und protokolliert werden. Allerdings nur wenn man mehr als 6 Stunden unterwegs war. Dem Schwachsinn sind keine Grenzen gesetzt. Die ersten verließen Licata. So kamen die ersten Rückmeldungen, die sehr unterschiedlich ausfielen. Einige wurden nach dem Formular gefragt, in anderen Häfen wollte man davon nichts wissen. Die Einreisebedingungen nach Griechenland waren auch noch unklar. Mehrere Boote warteten in Syrakusa auf das endgültige go. Zuletzt sollte man sich einen QR Code besorgen. In dem online Antragsformular gab es aber keinen Punkt Einreise mit eigenem Boot. Nach einer Woche war dann auch klar (nachdem ausländische große Segelverbände Griechenland auf das Problem aufmerksam gemacht hatten) für Sportboote galt dieser Code nicht.

Ende Juni kam dann Nele mit ihrem Freund zu mir an Bord. Die Chancen standen gut, dass wir auslaufen konnten. Wir planten an der Südküste entlang zu segeln und an der Ostküste hoch bis Syrakusa oder Catania, wo die beiden dann wieder den Rückflug antreten wollten. Am Sonntag genossen wir noch das gemeinsame letzte BBQ im nun schon etwas kleineren Kreis.

Am Montag bummelten wir durch Licata hinauf zur Burg und zum beeindruckenden Friedhof, genossen italienisches Eis und wurden abends noch zu einem Fare-well Curry eingeladen. Dienstag hieß es dann Abschied nehmen von den wenigen noch bleibenden Freunden. Aber die Freude war natürlich groß endlich wieder die Segel zu setzen und zu anderen Ufern aufzubrechen. Eigentlich wollte ich schon Ende Mai los. Umso schöner, dass ich jetzt in so netter Begleitung lossegeln konnte.

Das erste Ziel war Ragusa. Einen Tag vorher hatte ich noch im Marina Büro nachgefragt, ob ich mich dem Formular dort anmelden müsste. Sie meinten nein, riefen aber auch noch einmal an. Dort wurde bestätigt, dass keine Formulare vorher übermittelt werden mussten. Als ich jedoch vor der Hafeneinfahrt über Funk mich anmeldete, wollte man aber das Gesundheitszertifikat haben. Ich erwiderte, dass man mir gestern am Telefon eine andere Aussage getroffen habe. Nein, ich müsste von Licata eine Bescheinigung vorlegen. Ich erwähnte, dass ich bereits vor der Hafeneinfahrt stehe und nun nicht nach Licata zurückfahre. Nach kurzer Pause ließ man uns dann doch hinein. Später fragte auch keiner mehr nach diesen Papieren. Personalausweis und Bootsschein reichten wie immer. Marina Ragusa ist ein rein touristischer Ort mit tollem Strand und vielen Bars und Restaurant. Abends gingen wir eine Pizza essen. Direkt an der Promenade mit tollen Blick aufs Meer. Ragusa PromenadeRagusa PromenadeUnd es waren immer noch fast 30 Grad. Die sanitären Einrichtungen sind sehr gut hier. Heute soll es weitergehen nach Marzamemi an der Ostküste. Kaum hatten wir die Marina verlassen und waren auf freier See kam ein dichter Seenebel auf. Für über eine Stunde konnte man keine 100 Meter sehen. Der Wind war weg und wir motorten lange Zeit. Erst gegen spätem Mittag kam der Wind wieder auf und wir konnten an Pazallo und Porto Palo vorbei segeln. Porto PaloPorto PaloUm das Kap herum. Hier nahm der Wind kräftig zu und ließ uns mit über 5 Kn nur mit der Genua in Richtung Marzamemi jagen. Die vorgebuchte Marina erwartete uns schon mit einem Schlauchboot und leitete uns zum Liegeplatz. Hier gab es nicht viel an Komfort. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Die Klos nicht unbedingt coronagerecht hygienisch und die Duschen luden nicht unbedingt ein. Aber was solls, wir hatten einen Wasseranschluss am Steg und duschten uns mit unserem eigenen Schlauch. War auch erfrischend. Abends gingen wir in die ungefähr halbe Stunde Fußweg entfernte Stadt. Sie war gut überwiegend von Touristen besucht. Viele Restaurants und Bars rund um den alten Hafen. Die Preise hier schon weitaus höher als in Licata, eben Touristenort. Wir fanden ein schönes Restaurant und genossen wieder einen wunderschönen lauen Abend in einer tollen Umgebung. MarzamemiMarzamemi

Nach dem Frühstück machten wir uns klar zum Auslaufen. Nach Syrakusa waren es nur 20 nm. Zeit also auch um unterwegs einen Stopp auf dem Meer zu machen und ein erfrischendes Bad zu nehmen. Unter Segel ging es dann direkt bis in den Hafen. Auch hier hatten wir in der Marina einen Platz gebucht zu einem unverschämt hohen Preis. Aber sie liegt direkt an der Altstadt und Promenade. Leider waren die Toiletten und Duschen z.Z. geschlossen, angeblich wegen Corona. Aber es schien, als würden Umbauarbeiten durchgeführt. Viel Material lag vor den Türen und Handwerker waren am Arbeiten. Also wieder am Steg oder auf dem Schiff duschen und zum Klo musste man in ein nahe gelegenes Restaurant oder Café gehen. Auf Nachfrage gab es dann aber einen Rabatt für die Unannehmlichkeiten, auch weil wir noch 2 weitere Tage hier blieben. Syrakusa ist eine wirklich sehenswerte Stadt. Sie wurde nach einem großen Erdbeben im 18. Jhd. neu aufgebaut. Es bringt Spaß durch die engen Gassen und die großen Piazza zu laufen. Kleine Cafés und Bars laden zum Verweilen ein. SyrakusaSyrakusaUnterwegs trafen wir noch in einer kleinen unscheinbaren Gasse Ilona und Andreas aus Licata, die mit ihrem Cat draußen vor Anker lagen. Am nächsten Tag wollten sie aber an den Stadtkai kommen. Auch Grit und Matthias legten mit ihrem Cat am Kai an. Sie erwarteten Besuch. Aus einem „kommt doch kurz an Bord“ wurde dann ein gemütlicher Nachmittag. In der Stadt kann man sich einige Tage aufhalten. Nele hatte nun auch die Möglichkeit gefunden am Sonntag von Catania nach Hamburg zu fliegen. Von Syrakusa fährt ein Zug regelmäßig nach Catania. Dorthin zu segeln wäre die Alternative, aber leider erhielt ich auf meine Anfragen in dem Hafen keine Antwort.

Abends nach dem Essen im Restaurant trafen wir wieder Ilona und Andreas, die nun auch am Stadtkai lagen. Sie luden uns auf ein Glas Wein an Bord ein. Auch hier wurde daraus doch eine Flasche und nach Mitternacht wechselten wir auf unser Boot. Sonntag früh verließen die beiden dann mich und ich wollte raus aus der teuren und wirklich nicht schönen Marina. Richtung Catania ließ der Wind nicht zu, also wieder Richtung Süden, mal sehen wieweit ich komme. Es wurde dann tatsächlich wieder Licata. Die Anziehungskraft war zu groß. Mit Freude wurde ich von Gabi und Georg begrüßt, die mich beim Frühstück einlaufen gesehen haben. Hier hatte ich nun wieder meine Ruhe und Sicherheit und konnte neu planen. So segelte ich diesmal bis Catania. CataniaCataniaDen ganzen Tag zogen dunkle Wolken über das Land und es fielen ab und an Regentropfen im Hafen. Abends lockerte es etwas auf und ich machte mich auf eine Stadterkundung. Nun kam ein kleines Gewitter und dann eine Stunde Regen. Ich musste mich unter eine Ladenmarkise stellen und mit vielen anderen Touristen warten, bis man weitergehen konnte. Verkäufer mit Regenschirmen und Regenjacken kamen immer wieder vorbei und boten ihre Waren an.

Eigentlich wollte ich durch die Straße von Messina zu den liparischen Inseln von dem mir ein Freund, der gerade dort mit seinem Boot war, vorschwärmte. Es war aber immer starker Nordwind angesagt, damit kam ich nicht dorthin. So entschied ich mich kurzfristig umzudenken und entschloss Richtung Griechenland entlang der italienischen Südküste zu segeln, zunächst bis Crotone und dann weiter Richtung Korfu. Die Wettervorhersage war eigentlich gut. Die Windrichtung stimmte zunächst aber nicht so richtig. Macht nichts, wird sich noch drehen. Hauptsache ich segle. Kurz nach Sonnenuntergang legte der Wind aber sehr stark zu und ich musste kurzfristig bei ansteigender Welle ein Reff einbinden. Glücklicherweise gelang mir das nach einigen Anläufen. Morgens schwächte sich der Wind bis hin zur Flaute ab und ich musste einige Stunden motoren. Aber immerhin Zeit in Ruhe einen Kaffee zu kochen und ein Brot zu essen. Mittags setzte wieder Wind ein, der ein normales Vorwärtskommen ermöglichte. Die Ankunftszeit wurde nun mit morgens gegen 0700 berechnet. Der Tag verging mit gemütlichem Segeln bei bestem Wetter. Aber auch in der nächsten Nacht kam überraschend Starkwind auf, der mich total überraschte. Ich war unter Vollzeug mit achterlichen Winden bisher unterwegs gewesen und nun blies es plötzlich mit bis zu 20 Kn von vorn. Ich konnte die Segel nicht mehr verkleinern und auch keinen Kurs mehr halten. Mit vollem Gegenruder versuchte ich die Yacht stabil zu halten. Der Wellengang wurde unangenehm hoch und ständig kamen Brecher über das Deck. Ich versuchte vorsichtig etwas Fahrt aufzunehmen um nicht ganz zum Spielball zu werden. So trieb ich ca. 20 m von meinem eigentlichen Ziel ab. Ich hatte gehofft, dass der Wind und die Wellen wie die Nacht zuvor bei Sonnenaufgang nachließen. Aber den Gefallen taten sie mir nicht. Erst gegen 0700 gelang es mir eine Wende zu fahren. Im Zickzackkurs versuchte ich Crotone zu erreichen. Am frühen Nachmittag ließen dann der Wind und die Wellen nach und ich konnte den Rest des Weges angenehm segeln. Leider war ich nun erst um 1830 in der Marina. Man erwartete mich aber noch und half beim Anlegen. Einfacher Clubhafen. Auch hier keine besonders schöne Sanitäreinrichtungen. Aber gut gelegen, direkt neben Strand und Stadt. Viele italienische Urlauber. Erst einmal ausschlafen. Sonntag dann zum Einkaufen. CrotoneCrotoneAm Steg begrüßte mich ein Schweizer Segler, der gerade nach über 6 Jahren von einer Weltumsegelung mit seiner Frau und Tochter zurückgekommen war und hier sein Schiff zur Überholung in die Werft bringen wollte. Er schwärmte sehr von der Südsee, wo sie die längste Zeit waren. Ich sollte das unbedingt auch versuchen, dorthin zu gelangen. Am Montag legte ich mittags ab, diesmal schon mit gerefftem Groß, da wieder starke Boen angesagt waren. Diese kamen aber den ganzen Nachmittag nicht und ich dümpelte mit 3 Kn vor mich hin. Erst als ich zum Stiefelabsatz Italiens kam, legte der Wind ordentlich zu. Glücklicherweise hatte ich die Windsteueranlage schon den ganzen Tag steuern lassen und so konnte ich diesmal geschützt hinter der Sprayhood sitzen und nur ab und zu die Windfahne etwas justieren, wenn der Wind leicht drehte. Die Wellen trafen diesmal angenehmer das Boot und es kam kein Wasser über und ich wurde nicht ständig abgebremst. Mit teilweise über 6 Kn ging es durch die sternenklare Nacht. Ich habe noch nie so deutlich und groß die Milchstraße gesehen. Bei Sonnenaufgang, konnte man schon kurz die albanische Küste und Teil von Korfu erkennen. Dann versank die Küste aber schnell wieder im Dunst. Ich hatte Kurs auf die nördlich von Korfu gelegene kleine Insel Errikousa genommen. Hier kam ich spät nachmittags an und bekam in der neuen Marina, die bis vor kurzem nur aus einem Stadtkai bestand, einen Platz zugewiesen. Das Wasser ist knapp auf dieser Insel und wird nur stundenweise angeschaltet. Das Abspülen des Salzes musste ich also ausfallen lassen. Alles war mit einer weißen Kruste bedeckt. Errikousa MarinaErrikousa MarinaAm nächsten Morgen machte ich einen kleinen (Foto)rundgang, kaufte ein Brot in der kleinen Bäckerei und legt mittags ab. Zunächst musste ich motoren. Der Wind war zu schwach um das Schiff nur mit ausgebaumter Genua voranzubringen. Ich hatte Zeit und wollte mal wieder den Parasailor ausprobieren. Kaum hatte ich alles vorbereitet und das Segel entfaltet, ließ der Wind ganz nach und das Unterliek tauchte ins Wasser. Also wieder Segel runter und motort. Nach einer Stunde aber nahm der Wind wieder zu. Den Parasailor wieder hoch und nun ging es tatsächlich zügig voran. Der Wind nahm immer mehr zu. Und obwohl ich einen Bogen von 100 Grad um die Nordostküste Korfus segelte brauchte ich nie die Stellung des Segels ändern. Der Wind drehte immer brav mit der Küstenline mit. So kam ich sogar noch bis zur wunderschönen Bucht Kalami, wo ich einen Ankerplatz fand. Die Nacht war ruhig. Nur ab und an kam Schwell von vorbeifahrenden Schiffen. Morgens nahm ich ein Bad im klaren Wasser und schwamm zum Strand. Bucht von Kalami (Korfu)Bucht von Kalami (Korfu)Hier gibt es mehrere Tavernen. Der Strand scheint privat zu sein, nur an einer ganz kleinen kaum sichtbaren Stelle kommt man in die kleine Stadt. Ich will heute in die Marina Gouvia. Brauche Wasser und muss etwas Vorräte einkaufen. Es sind nur 6 m leider kein Wind, aber nach knapp 2 Std unter Motor komme ich dort an. Tolle Marina mit eigenem Pool, vielen Bars, Restaurants, Autoverleihern, Wäscherei u.v.m. Der große Supermarkt ist nur 10 Min Fußweg entfernt. Am Samstag soll es dann weiter Richtung Süden gehen. Mal sehen, wohin der Wind mich weht.Gouvia MarinaGouvia Marina