Viveiro
Viveiro
04.08.2018
Eigentlich wollte ich von diesem Ort gar keinen Blog schreiben. Aber es kommt immer anders als geplant.
Von Gijon sollte es nach Ribadeo gehen und am folgenden Tag dann gleich weiter nach La Coruna. Ankunft sollte gegen 20:00 sein. Bei leichten Winden abgelegt und kurz nach der Hafenausfahrt konnten schon die Segel gesetzt werden. Bis zum nächsten Kap waren es ca. 1,5 Stunden. Wie schon so oft drehte der Wind zu meinen Ungunsten und ich musste mehr nördlich fahren. Na gut, halte ich eben auch mehr Abstand vom Kap und der Anliegerkurs passte dann auch. So nach und nach schlief der Wind dann leider ein und ich dümpelte mit 1 – 2 Kn so dahin. Wieder musste die Maschine helfen, das Tempo etwas zu erhöhen. Es zeichnete sich aber doch schon immer mehr ab, dass mein Ziel erst deutlich später erreicht werden könnte. Die Wettervorhersage hatte für nachts stärke achterliche Winde vorhergesagt. Neues Ziel dann eben Viveiro kurz vor dem Cabo Ortegal. Motor aus und auf den Wind warten. Tatsächlich, nach 1 Stunde nahm der Wind zu und ich konnte nun mit 6 Kn vorwärts kommen. Gegen Mitternacht lag mein ursprüngliches Ziel querab und im Morgengrauen sah ich bereits das neue Ziel. Noch vorbeimogeln an 3 Tankern auf Reede und dann, leider nun mit einer unangenehmen Welle, in die Bucht von Viveiro. Innen wurde es bald ruhiger und ich konnte das Großsegel bergen und unter Motor in die schmale und flache Zufahrt zur Marina einlaufen. Zum Glück war auch gerade Hochwasser. Am Steg winkte bereits ein Marinero mir zu und zeigte mir einen Liegeplatz in dem engen Hafen, nahm die Leinen ab, notierte Namen der Yacht und ich konnte klar Schiff machen und mir einen starken Kaffee kochen.
Viveiro bietet nicht viel, es gibt eine kleine Promenade und eine Altstadt mit engen Gassen, kleinen Läden und Restaurant. Einzig der riesige Supermarkt genau neben der Marina war ein Highlight. Die Marina selbst hatte auch nichts zu bieten. 2 Duschen und 2 Klos in einem Container für über 200 Liegeplätze. Das Hafen WLAN war wie schon fast überall grottenschlecht und mein Mobilfunkprovider bot auch nur einen sehr schwachen Internetzugang. Es musste nun wirklich eine spanische SIM Karte her. Im Ort fand ich am nächsten Tag einen Vodafone Shop und kaufte mir eine neue prepaid Karte. Nun hatte ich endlich wieder einen 4G Zugang und konnte auch Wetterdaten downloaden und meine Webseite pflegen. Die Wettervorhersage war leider nicht so gut wie erhofft, ich musste noch zwei weitere Tage in Viveiro bleiben. Was sollte ich hier tun? Peter und Petra waren zwischenzeitlich in La Coruna angekommen. Schon vorher war abgesprochen, dass wir von dort aus nach Santiago de Compostela (Ende des Jakobsweges) wollten, Petra war den Weg vor vielen Jahren gewandert und war beeindruckt von der Messe, die insbesondere für die Pilger dort regelmäßig abgehalten wird. Ich fragte im Touristbüro nach, ob es eine direkte Verbindung dorthin gibt. Leider nicht. Ich musste auch erst nach La Coruna. Aber auch dahin keine Direktverbindung. Man gab mir die Abfahrtzeiten für den Zug nach Ferrol und von dort die Busverbindungen nach La Coruna. Am Samstag wollten wir nach Santiago, aber die Anreise musste nach Coruna schon am Freitag erfolgen. Schlafen konnte ich bei den beiden an Bord. Freitag Mittag setzte ich mich in den Zug (zwei Wagons). Die eingleisige Strecke führte durch dichte Wälder immer am Hang entlang. Man sah aus ca. 500 – 600 m Höhe auf die kleinen Dörfer und Täler mit ihren romantischen Flussläufen. Die Äste streiften immer wieder die Scheiben des Zuges. An den kleinen Bahnhöfen unterwegs gab es noch Schaffner mit roter Fahne und roter Eisenbahnermütze, die die Weiterfahrt freigaben, nach einem kurzen Schwätzchen mit dem Zugführer. Fahrkarten mussten im Zug gekauft werden und ab und an setzte sich der Zugbegleiter zu den Gästen und unterhielt sich mit ihnen. Nach zwei Stunden erreichten wir Ferrol.
Nur wenige Meter weiter war der Busbahnhof. Noch eine halbe Stunde warten und dann ging es über die Autobahn nach La Coruna. Die Stadt ist doch größer als erwartet und hat viele Buslinien. Eine sollte direkt zur Marina fahren. Glücklicherweise war die Haltestelle direkt am Busbahnhof. Eine Viertelstunde später war ich in der Marina.
Abends genossen wir dann noch das quirlige Leben in der Altstadt mit zig Bars, Restaurants und Cafes. Wir aßen eine leckere Paella mit Meeresfrüchten. Dort lief uns noch das holländische Pärchen aus Gijon über den Weg, die auf ihrem Weg nach Porto doch noch einen Stop in La Coruna eingelegt hatten.
Samstag gemeinsam gefrühstückt und um neun den Bus zum Bahnhof genommen. Die Züge sollten alle Stunde nach Santiago fahren. Ein Schnellzug brachte uns in einer dreiviertel Stunde in die Stadt. Kein Stadtplan, wo liegt die Kathedrale? Google Maps wusste es und wir folgten den Ansagen aus dem Smartphone. Eine Riesenmenschenschlange wartete vor dem Eingang der Kathedrale. Wir stellten uns an, wunderten uns aber, dass es überhaupt nicht weiterging. Um 12:00 sollte die Messe beginnen. Auf dem Platz waren viele Pilger, saßen in Gruppen mit ihren Rucksäcken und Wanderstöcken. Durch Zufall bekamen wir mit, dass die Schlange, an der wir uns angestellt hatten, gar nicht auf den Einlass zur Messe wartete, sondern auf eine besonderen Teil der Kathedrale. Einmal um die Kathedrale rum und dort schnell rein. Eine beeindruckende Kirche mit viel goldenem Glanz. Hier sollen die Gebeine des heiligen Jakobus liegen. Gefüllt bis auf den letzten Platz, aber an den Seiten konnte man auch noch stehen und Monitore übertrugen das Geschehen vom Altar. Auch wenn wir kein Wort verstanden, es war trotzdem eine mitnehmende Stimmung. Die Pilger und andere Gläubige fielen auf die Knie und beteten. Es wurde gesungen und auch ein Pilger hielt eine Ansprache. Was immer sonst auch die Kirchen trennen mag, hier war davon nichts zu spüren. Es war wahrscheinlich für alle ein wirklich schöner Abschluss einer langen Wanderung.
Wir namen noch einen Lunch in der vollen Altstadt und gingen nach einem Rundgang zum Bahnhof zurück. Ich verabschiedete mich von den Beiden am Bahnhof und fuhr nach Viveiro zurück. Diesmal allerdings mit langen Wartezeiten. So war ich erst um halb zehn wieder an Bord. Am nächsten Morgen sollte es nun aber wirklich per Schiff nach La Coruna gehen, dem Ende unsere Biscaya Überquerung.
So hatte ich doch noch schöne erlebnisreiche Tage, über die es sich doch zu schreiben lohnt.