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Puerto Sherry (El Puerto de Santa Maria)

Veröffentlicht am 01.11.2018

Résumé

Am Montagmorgen zahlte ich die Liegeplatzgebühren und legte ab Richtung Puerto Sherry. Die kurze Distanz von 5 m legte ich unter Motor zurück, da die Wellen etwas ruppig waren und beim Segeln, das Groß ständig hin- und her hätten schlagen lassen. Außerdem lagen wieder 3 Kriegsschiffe in der Bucht und ich war mir nicht sicher ob sie eine Übung abhielten, oder nur auf Warteposition waren. So könnte ich immer schnell Kurs ändern und ausweichen. Es erfolgte aber glücklicherweise kein Anruf. So bog ich in die Einfahrt zur Marina ein. An dem Besuchersteg traute ich mich nicht anzulegen. Nur wenige Meter vorher war schon eine Sandbank zu sehen und ich war mir nicht sicher, welche Wassertiefe bei Niedrigwasser am Steg war. So tuckerte ich zum Tankstellensteg und machte dort fest. Der Tankwart war erst etwas mürrisch, erlaubte aber dann doch das Festmachen und ich konnte zur Anmeldung laufen. Ich hatte ja schon vorher mich hier für 4 Monate angemeldet. An der Rezeption saß eine sehr freundliche englisch sprechende Mitarbeiterin, die die Formalitäten erledigte. Die Stege haben hier einen ganz besonderen Elektroanschluss, für den man einen besonderen Stecker benötigt. 75,00 EUR Pfand. Ein Mitarbeiter sollte zum Steg kommen und mir den Anschluss legen. Vorsichtig tuckerte ich zu meinem neuen Liegeplatz. Der Wind und Strom waren glücklicherweise nicht so stark und ich konnte ohne Hilfe festmachen.

Das also soll nun mein zu Hause bis Ende Februar sein. Der Hafen ist voller Yachten, aber es sind kaum Menschen auf den Stegen bzw. Booten zu sehen. Ich hatte gehofft, hier mehrere Langfahrtsegler zu treffen, die hier überwintern und die gute Schiffswerft nutzen wollen. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Ich werde die Augen offen halten.

Puerto Sherry bietet keine gute Infrastruktur. Man muss schon nach Santa Maria laufen. Das ist eine richtige Stadt mit allen Versorgungsmöglichkeiten. Ich habe ja Zeit genug.Strandweg nach Santa MariaStrandweg nach Santa Maria

Zeit auch für einen kurzen Rückblick. Ich bin nun seit dem 10.06. unterwegs. Insgesamt bin ich 2072 Meilen vorangekommen. Davon mit 225 Stunden unter Motor (bzw. Motorunterstützung). Ich bin 38 Häfen angelaufen. Es gab nur 2 kleine Probleme mit dem Boot (Batterie und Steuerseil). Ich bin stolz auf meine 28 Jahre alte Bavaria. Immer fühlte ich mich sicher auf dem Boot.

Gab es zu Anfang immer Momente, wo ich noch mit dem Handling Schwierigkeiten hatte, ließ das mit jeder Seemeile mehr nach. Wir hatten dieses Jahr natürlich auch viel Glück mit dem Wetter. Die Nordsee und der englische Kanal waren meistens sehr friedlich. An die Tidenberechnung gewöhnte ich mich auch schnell. Das damit häufig verbundene frühe Aufstehen und Ablegen entsprach zwar nicht meinem (Ostsee-)Urlaubsgefühl, aber anders kommt man hier nicht vorwärts.

War die Zeit nun so, wie ich mir das vorgestellt hatte? Ist Langfahrtsegeln eine alternative Lebensform? Ich habe die Zeit sehr genossen, fand es spannend, die Tage waren abwechslungsreich, viele neue Eindrücke und Erlebnisse. Nette Menschen kennengelernt, mit denen man noch zum größten Teil per Email in Kontakt steht. Das Boot ist zu meinem zu Hause geworden. Ich vermisse weder die Großstadt noch den Komfort einer Wohnung. Mir fehlt es an Nichts. Ein großes Gefühl der Freiheit begleitete mich die ganze Zeit. Aber ich bekam auch viel Respekt vor der Natur. Sobald man realisiert, dass man Zeit hat, ist es nicht mehr wichtig ein Ziel an einem bestimmten Tag zu erreichen. Man wartet das richtige Wetterfenster ab. Die Geduld wird zur Normalität und fördert die totale Entschleunigung. So erging es wenigstens mir. Man kann diese Form des Reisens nicht mit den bisherigen Urlaubtörns vergleichen.

Es war natürlich ein großes Glück, dass ich Petra und Peter kennengelernt hatte und wir so eine lange Zeit den Törn zusammen gesegelt sind. Die beiden genießen nun ihre Zeit auf den Kanaren. Die nächsten Monate werden natürlich etwas anders verlaufen, ich habe nun auch Fernsehempfang und bekomme wieder politisches Tagesgeschehen mit. Ich mache einen online Spanischsprachkurs. Viele Bücher sind gelesen. Das Wetter ist zwar sehr wechselhaft, aber wenigstens wird es noch nicht so kalt. Ein wenig Urlaubsgefühl mit Sonne und Strand bleibt mir hier erhalten. Pueblo SherryPueblo SherryMir graut schon ein wenig vor der Kälte, wenn ich im Dezember nach Hamburg fliege um die Weihnachtszeit dort zu verbringen. Gern möchte ich auch noch Andalusien mit dem Auto erkunden.

Ich bin gespannt, was mich im neuen Jahr erwartet. Noch bleibt es bei dem Plan, das Mittelmeer in kleinen Schritten zu umrunden.