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Portimao

Veröffentlicht am 04.10.2018

Heimaturlaub

Der Abschied von Petra und Peter von der OKA war schon etwas bewegend. Auch wenn wir unsere Gefühle nicht so offen nach außen tragen, war doch schon zu merken, dass nun eine schöne gemeinsame Zeit zu Ende gegangen war. Wir versprachen uns, immer den anderen über die weitere Reise zu berichten. Die beiden halfen beim Ablegen und winkten dann noch lange von der Fußgängerbrücke hinter mir her. Ich hoffe, dass die Überfahrt nach Lanzarote zusammen mit ihrem Sohn, auch mit Petra stattfindet. Sie hatte Schwierigkeiten, solche lange Fahrten durchzuhalten. Die Weiterfahrt Richtung Brasilien war deswegen nun auch erst einmal auf Eis gelegt. Schade dass der Traum der Langfahrt eventuell schon so schnell beendet wird. Ich bin gespannt, wie die beiden sich am Ende entscheiden. Ich wäre, glaube ich, sehr enttäuscht und weiß nicht, wie ich mich in einer solchen Situation entscheiden würde. So bin ich froh, dass für mich solche Entscheidung nicht mehr ansteht, sondern schon vor der Abfahrt geklärt war.

Die Strecke nach Portimao ist nicht lang, leider kam heute der tägliche nachmittags Wind nicht auf und ich musste die ganze Zeit motoren. Ich wollte am 26. nach Hamburg fliegen, der Liegeplatz war dort günstiger und vom Bahnhof konnte ich auch direkt nach Faro fahren. Schon bei der Ausfahrt hörte ich übers Wasser ständig ein lautes Dröhnen, dass immer lauter wurde, je näher ich dem Hafen kam. Ein (Techno?)Festival fand am Strand statt, in einer Lautstärke mit der man den Hafengeburtstag und das Volksparkstadion zusammen hätte beschallen können. Selbst mein Motorengeräusch war kaum noch wahr zu nehmen. Ich hoffte, da es ein Sonntag war, dass es am Abend zu Ende ging. OK, es ging bis ca. morgens um 02:00. Danach war aber Ruhe. Die Marina liegt etwas außerhalb der City. Man läuft ca. 20 Min. bis zum Zentrum. Dort sind auch gute Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Das Marina Personal ist sehr freundlich, man kommt eine hochwertige Broschüre über die Marina und die Möglichkeiten hier, die von einem 4 Sterne Hotel-Ressort umgeben ist. Auch über die nahe gelegene Werft und deren Firmen wird informiert. Ich wollte gern meine Sprayhood zum Segelmacher bringen, da die Sonne die Nähte z.T. aufgelöst hatte. Die Rezeption rief ihn an und er sagte den Besuch am Schiff für denselben Nachmittag zu. Toll. Pünktlich kam er und nahm die Sprayhood mit. Ein Engländer, der hier seine Firma betreibt. Wir klönten noch etwas über das Segeln auf der Ostsee und die Ausflugsmöglichkeiten an meinem Winterstandort in Cadiz.

Der Strand ist hier schnell erreicht und wunderbar. Das Ende kaum zu sehen. Das macht die Algarve aus. Feinster Sandstrand, nur ab und zu Sonnenschirmplätze, wenig Rummel. Auch die Wassertemperaturen waren inzwischen auf 24 Grad gestiegen. Langsam geht hier die Saison zu Ende. Nach meiner Rückkehr aus Hamburg am 03.10., hatten schon die ersten Läden und Restaurants geschlossen. Dafür werden die Liegeplatzgebühren erheblich günstiger.

Beim nächsten Besuch der Stadt, suchte ich auch den Weg zum Bahnhof, da ich am Mittwoch schon um 08:00 den Zug nehmen musste und da wollte ich nicht lange suchen oder die Zeit falsch eingeschätzt haben.

Am Mittwoch machte ich mich also um 07:00 auf den Weg. Meinem Stegnachbar (Schweizer) und der Rezeption hatte ich Bescheid gesagt, dass ich eine Woche nicht hier sein würde. Ein etwas ungutes Gefühl, das Boot so lange in einer fremden Umgebung allein zu lassen, hatte ich schon. Auch wenn der Hafen gut abgesichert ist. In Faro musste ich noch 2 Stunden auf den Bus zum Flughafen warten und machte noch einen kurzen Stadtbummel. Ein Riesenschlange am Check-In Schalter. Ich hatte aber Glück und kam trotz Standby-Ticket mit. Am Flughafen Hamburg holte mich Nele ab. Schön sie wieder zu sehen. Am Samstag war eine größere Geburtstagsfeier von langjährigen Freunden geplant, an der ich gerne teilnehmen wollte. Immerhin kennen wir uns nun schon fast 30 Jahre. Sie wurde 60 und er 70. Ein guter Grund für eine Feier. Am Sonntag kamen auch noch sehr gute Freunde abends vorbei und es war wirklich schön, alle wiederzusehen. Natürlich tauchte immer die Frage auf, vermisst Du das alles nicht? Die Antwort ist nicht ganz leicht. Einerseits ja, aber durch die moderne Kommunikationstechnik ist man ja nie aus der Welt und nimmt noch immer am Geschehen der anderen teil. Ein Telefonat innerhalb Europas ist nicht teurer als im Inland und über Email kann man immer schnell kommunizieren. Internet ist in Portugal immer gut und schnell, auch in den Marinas. Auf der anderen Seite habe ich in diesen 5 Monaten so viel Neues erlebt, wie lange zuvor nicht. An dem Satz: „Wie lange ist es her, dass du etwas zum ersten Mal erlebt hast“ ist wirklich etwas dran. Bisher gab es bei mir noch keine Routine. Ich führe ein ganz anderes Leben, als zu Berufszeiten. Und ich fühle mich wohl dabei. Ich habe viele nette Segler kennengelernt, auch wenn dies immer nur kurzfristig persönlich ist, bleibt man doch per Email weiter in Kontakt. Ich bin überrascht, wie viele Menschen sich ihren Traum vom Aussteigen (z.T. auf Zeit) erfüllen. Viele auch Einhand. Mancher neuen Herausforderung musste ich mich stellen. Das Vertrauen ins Boot wurde immer größer und es ist mein neues „zu Hause“ geworden. Auch wenn ich nun noch mehr allein unterwegs sein werde, habe ich keine Angst davor. Die Neugier treibt mich voran.

Am 04. kam der Segelmacher nachmittags und brachte die reparierte Sprayhood zurück. Mein Stegnachbar fuhr mit seinem Schiff zur Werft. Er bleibt den Winter hier. Die VANADIS aus Emden lief noch ein und ich begrüßte sie. Nun war auch ihr Sohn mit an Bord. Ich hatte sie bereits das erste Mal in Peniche kennengelernt. Auch in den anderen Häfen traf man Segler, die man bereits vorher irgendwo einmal getroffen hatte. Man tauscht sich über die letzten Segelerlebnisse aus und erfährt so auch einiges, was nicht in Hafenbüchern oder im Internet zu finden ist. Die MOLA MOLA aus Düsseldorf überwintert hier. Zwei weitere deutsche Schiffe lagen hier, aber die Eigner waren nicht an Bord.

Der Wetterbericht für den nächsten Tag verspricht gute Winde für die 28 Meilen nach Vilamoura.