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MENORCA

Veröffentlicht am 05.06.2019

Ein Traum in Türkis

Wettervorhersage für heute sieht gut aus. Noch starker Westwind, soll auf Nord drehen und im Laufe des Nachmittages dann abschwächen. Ein schöner Am Wind Kurs. Ich will daher erst gegen Mittag los. Nach Menorca sind es nur 20 M. Die Franzosen legen schon um 09:00 ab. Während ich mein Schiff zum Auslaufen klar mache, steht plötzlich Thomas von der Picaroon mit seiner Frau am Steg. Sie machen hier gerade Urlaub. Welche Überraschung. Wir waren zwar die ganze Zeit in Kontakt aber gesehen hatten wir uns zuletzt in Galizien. Kurz vor zwölf lege ich ab, ich habe viel Platz, da fast alle Yachten bereits abgelegt haben. Vor dem Hafen setze ich die Segel und mache ins Groß vorsichtshalber ein Reff. Gute Entscheidung. Denn kurz nachdem ich aus der Abdeckung der Stadt heraus bin, nimmt der Wind auf 20 Kn zu. Was als Boen angesagt war entpuppt sich wieder einmal als dauerhafter Wind. Dazu steigt die Welle auf 1,5 m. Ein wildes auf und ab beginnt und das Boot ist nur schwer auf Kurs zu halten, aber es kommt nur wenig Wasser über. Aber es ist trocken und die Sonne strahlt vom klaren blauen Himmel. Auch so macht Segeln Spaß, ich laufe 6 Kn. Nach der Hälfte der Strecke lässt der Wind etwas nach und auch die Welle wird ca. 5 M vor Menorca kleiner. Die Ansteuerung von Cala Bosch ist durch den Leuchtturm recht einfach. Ich fahre jedoch in die etwas größere Bucht direkt daneben und werfe gegen 17:00 den Anker. Am Badestrand ist noch viel Betrieb, aber ich bleibe hier die einzige Yacht in dieser Nacht. Ich liege ruhig, kein Ankeralarm. Am nächsten Morgen scheint die Sonne und ein angenehmer Wind weht. Heute möchte ich mir verschiedene Buchten anschauen, die das Besondere von Menorca für Segler ausmachen. Da ein großer Teil der Insel als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, sind die Buchten nicht bebaut und teilweise von Land nur schwer zu erreichen. Alle paar Meilen bieten die Buchten wunderschöne Ankerplätze in glasklarem türkisenem Wasser. Die Strände leuchten hell und laden zum Baden ein. Es sind aber meistens nur wenige Besucher an Land. Auch sind noch nicht viele Segler unterwegs. Ich segle heute nur mit der Genua, das erspart mir das Einholen und Setzen des Groß bei jedem Stopp. Einzig in der Cala Macarella ist die Bucht durch einen riesen Ausflugscatamaran gut besucht und macht ein Ankern nicht erstrebenswert. Aber ein paar Buchten (Cala Escorsada) weiter werfe ich den Anker und mache Mittagspause. Ich liege hier fast allein. Ab und an kommen kurz kleine Motorboote herein, die dann aber gleich weiterfahren. Hier ist es so abgelegen, dass es nicht einmal ein Funknetz gibt. Die Nacht wollte ich eigentlich vor der Küste von Son Tomas und Son Bou mit den langen Sandstränden ankern. Hier steht aber ein unangenehmer Schwell in dem Ankergebiet. So fahre ich weiter in die kleine Bucht von Porté. 3 Schiffe ankern hier schon und ich quetsche mich noch dazwischen. Einen Landausflug verschiebe ich auf morgen früh, ich will abwarten, ob der Anker richtig hält, denn die Yachten schwojen recht stark. Ich will ja keinem zu nahe kommen. Nach dem Frühstück steige ich ins Beiboot und paddele das kurze Stück zum Strand. Noch ist es ganz ruhig hier. Beim Kanuverleih sammeln sich die ersten Hotelgäste. Nach einiger Zeit geht es zurück zum Boot. Beim Aussteigen aus dem Beiboot rutsche ich unglücklich ab und lande im Wasser, das erspart zwar die Morgenwäsche aber leider steckte auch das Handy und das Portmonee in meinen Hosentaschen. Ich ziehe mir die nassen Sachen aus und zerlege gleich das Handy aber es ist zu spät, es hat den Geist aufgegeben. So ein Mist. Eigentlich bin ich nicht abhängig vom Handy aber zurzeit möchte ich doch wegen meiner Mutter immer erreichbar sein. Hoffentlich finde ich in Mahon ein neues. Anker auf und raus aus der Bucht, draußen weht zwar Wind aber für einen direkten Kurs nach Osten reicht es nicht und ich muss kreuzen. Ab Mittag nimmt der Wind immer mehr ab und ich fahre unter Motor weiter. Auch nach dem Kurswechsel in Höhe der Isla de Aire ändert sich an der Windstärke nichts mehr. Die Bebauung hier an der etwas flacheren Küste nimmt zu, aber überwiegend mit eleganten großzügigen Villen. Das türkisblaue Wasser verzaubert mich immer wieder. Selbst bei 10 m Wassertiefe kann man den Grund noch gut erkennen. Der Kurs geht auf den östlichsten Punkt Spaniens zu. Hier beginnt auch das Fahrwasser nach Mahon. Alte Festungsanlagen an beiden Seiten des Flusses. Es gibt sogar richtige Fahrwassertonnen hier. Mahon liegt an einer langen natürlichen, geschwungenen Bucht, die weit ins Land geht und zählt zu einem der größten Naturhäfen weltweit. Es ist die Hauptstadt von Menorca seit die Engländer hier mal die Macht übernommen hatten. Die Fahrt entlang der Stadt an kleinen Inseln vorbei ist fantastisch. Glücklicherweise hatte ich bereits vorher einen Liegeplatz reserviert und werde von einem Schlauchboot zu meinem Liegeplatz geleitet. Eine andere Yacht, die nicht reserviert hatte, wurde abgewiesen und musste nun auf die weitere Suche in einer der vielen Marinas gehen. Ich frage nach einem Laden für Mobilfunktelefone. Es soll einen in der Altstadt geben. Ich begebe mich auf die Suche und werde auch fündig, leider habe ich die falsche SIM-Karte mitgenommen und muss noch einmal zurück zum Schiff und dann wieder die Treppen hoch zur Altstadt. Völlig schweißgebadet aber erfolgreich habe ich noch am Samstag ein neues Telefon bekommen, das auch mit der deutschen SIM-Karte sofort funktioniert. Das Einrichten dauert dann zwar noch einige Stunden, aber ich bin wieder erreichbar. Fast komme ich nicht mehr zum Duschen, die hier schon um 22:00 geschlossen werden. Die sind im Clubhaus des Club Maritimo, aber nicht besonders gepflegt. Der Sonntag wird wieder sonnig und sehr warm. Ich mache mich auf zur Stadtbesichtigung. Auch ein Supermarkt hat heute geöffnet und ich kann meine Vorräte etwas auffüllen. Die Stadt ist hübsch gelegen hoch über dem Fluss, unten die Yachthäfen und die lange Promenade bis zum Kreuzfahrtterminal. Von oben hat man herrliche Ausblicke. Cafés und Eisdielen laden zum Verweilen ein. Ein Besuch in Mahon kann ich nur jedem Menorca Besucher empfehlen. Hier lässt es sich gut ein paar Tage aushalten. Ich will morgen aber weiter bis nach Fornell an der Nordküste. Dann eigentlich weiter bis nach Ciutadella, bei PortsIB bekomme ich aber keinen freien Platz. Als Alternative gibt es noch den Club Nautico, die online-Buchung funktioniert aber nicht. Werde ich dann morgen von Fornell aus telefonisch noch einmal versuchen. Es ist auch für die Überfahrt nach Mallorca wieder Starkwind vorhergesagt. Ein Hafenplatz wäre also gut. Ich buche aber schon mal im Zielhafen Pollenca für 3 Tage. Doch heute geht es erst einmal bei traumhaften Wetter gemütlich die wilde unbebaute Ostküste hoch und ab Cabo Favaritx an der Nordküste entlang an Addaya, der einzigen größeren Stadt vorbei. Der Wind legt auch immer mehr zu und ich komme zügig voran. Er kommt nun genau von achtern und ich muss ein paarmal schiften um den Kurs auf Fornell zu halten. Inzwischen hat er schon 18 Kn erreicht und es bilden sich auf See weiße Schaumkronen.  In der Bucht von Fornell ist es dann ruhiger und ich kann die Segel bergen und den Liegeplatz ansteuern. Es ist hier sehr flach (1,70). Aber keine Grundberührung. Leider sind die Toiletten und Duschen zur Zeit im Umbau. Ich telefoniere mit dem Club Nautico in Ciutadella, soll mich aber morgen früh noch einmal melden. Fornells ist ein kleiner hübscher gemütlicher Hafen, einige Restaurants an der Promenade. Man kann von hieraus auch auf die höchste Erhebung Menorcas schauen (350m). Am nächsten Morgen lege ich gegen 11:00 ab. Schon in der Bucht weht es richtig. Nach einigen Versuchen ist das Groß aber denn doch hoch und ich fahre hinaus. Ein Anruf in Ciutadella bringt mir die gute Nachricht, dass ich dort noch einen Liegeplatz bekomme. So kann ich diese Stadt doch noch besichtigen. Bis zur Nordwestspitze (Cabo Nati) geht es an vielen kleinen Buchten vorbei. Der Wind drehte urplötzlich nach einer 5 minütigen Windstille auf Südwest. Nun kann ich unter Vollzeug super segeln. Ab dem Cabo Nati musste ich dann den Kurs nach Südwest ändern und konnte somit nur mit kreuzen unter Segeln vorankommen. Die Wellen wurden höher und das Schiff stoppte so hoch am Wind immer wieder auf. Ich nahm schließlich den Motor zur Hilfe um um das Cap Menorca zu kommen und dann in aufgewühlter See vor Ciutadella die Segel zu bergen und in die enge Einfahrt einzulaufen. Ich musste noch etwas warten um an meinen Liegeplatz zu kommen, da ein größeres Fischerboot den Platz direkt neben der Tankstelle blockierte. Nach dem Klarschiff machen, breche ich auf in die unmittelbar angrenzende Altstadt für einen ersten Eindruck. Hier treffe ich zufällig noch auf einen der beiden Franzosen aus Cala Rajada. Er liegt auch im Club Nautico. Der Wetterbericht sagt auch für den nächsten Tag Starkwinde vorher. Ich bleibe daher noch einen Tag hier und habe nun noch mehr Zeit für einen Bummel durch die Altstadt, die aber noch nicht überlaufen ist. Auch zum Einkaufen im Supermarkt reicht die Zeit noch gut. Das viel gelobte nächtliche Leben am Hafen kann ich nicht erleben. Viele Restaurants und Bars haben sogar noch geschlossen. Nur wenige Gäste sitzen draußen. Etwas enttäuschend, wir haben doch nun schon Juni. Ist hier wirklich nur im Juli und August etwas los? Insgesamt hat mir Menorca zu dieser Jahreszeit aber sehr gut gefallen, gerade die Südküste mit ihren fantastischen Buchten und dem klaren Wasser haben mich stark beeindruckt. Wenn nicht immer diese schnell wechselnden Wetterverhältnisse wären, könnte man sich wirklich gemütlich von Bucht zu Bucht hangeln und sich total entspannen. Jede Woche waren bisher mindestens 1-2 Tage Starkwind, meistens aus Nord, Nordwest. Ob dann die Buchten im Süden wirklich sicher sind? Ich habe da meine Zweifel. Vielfach kamen die Wellen nicht aus der gleichen Richtung wie der Wind. Und Schwell kann einem das Ankern auch vermiesen.