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El Rompido

Veröffentlicht am 15.10.2018

Warten auf Hurrikan Leslie

Am Mittwoch ist das Wetter doch besser als vorausgesagt und ich entschließe mich heute noch weiterzusegeln. Die Strömung im Hafen ist auch gerade gering, sodass das Ablegen nicht ganz so kompliziert werden sollte. Ich zahle meine Gebühr und ein Marinero hilft mir aus der Lücke zwischen den beiden Schiffen vor und hinter mir herauszukommen. Auf dem Fluss das Großsegel gesetzt und unter Motor den Fluss hinaus. In der Mündung spürt man aber schon das auflaufende Wasser. Es bilden sich wieder Strudel und ich muss den Kurs genau zwischen den Tonnen gut halten. Das Boot versetzt ganz schön. Die Drehzahl etwas erhöht und ich komme mit 3-4 Knoten hinaus. Jetzt weht auch schon der Wind in angenehmer Stärke und ich kann gleich die Genua setzen und den Motor ausschalten. Das wird mal wieder ein wunderschöner Segeltag. Ich hatte mich in El Rompido (meinem Zielhafen) bereits angemeldet und die Ankunft gegen Spätnachmittag avisiert. Hierbei hatte ich aber die Zeitverschiebung zwischen Portugal und Spanien vergessen und so laufe ich erst gegen 17:30 Ortszeit ein. Die Zufahrt in den Rio Piedras ist schon eigenwillig. Man muss eine Sandbank durchqueren. Glücklicherweise wurde ich bereits im Voraus vom Marina Manager Wolfgang Michalsky instruiert, mich am Tonnenstrich zu halten und möglichst weit steuerbord. Die Seekarten sind nicht aktualisiert. Die Sandbank ist weiter östlich gezogen. So sieht es auf dem Plotter aus, als ob man über die Sandbank fährt und die Tonnen alle falsch liegen. Es ist auflaufend Wasser und die Tiefe reicht gut aus, um über die Barre zu kommen. Dadurch, dass ich nun später komme, als angenommen, ist das Büro nicht mehr besetzt und mein Anruf über VHF wird nicht beantwortet. Aber ein Marinero sieht mich kommen und weist mir einen Liegeplatz zu und hilft auch gern beim Festmachen. Nur bekomme ich keine Zugangskarte mehr. Also bleibe ich den Abend auf meinem Boot „gefangen“. Am nächsten Morgen kann ich mich anmelden und auch die Duschen und Toiletten benutzen. Alles sehr sauber und großzügig. Wolfgang Michalsky kommt vorbei und begrüßt mich an Bord. Er liegt mit seinem Katamaran auch im Hafen. Ich kenne ihn aus der Pantaenius / MCS Zeit. Er ist gleichzeitig auch Sachverständiger für sie. Das Wetter ist leider heute sehr schlecht, es regnet ab mittags den ganzen Nachmittag. Ein Glück, dass ich gestern doch noch losgesegelt bin. Ich kann vormittags noch kurz durch den kleinen beschaulichen Ort laufen und im Supermarkt etwas einkaufen.

So bleibt mal wieder Zeit, um die Internetseite zu aktualisieren und etwas unter Deck aufzuräumen. Auch Zeit zum Lesen bleibt. El Rompido ist ein kleiner Ort, der noch ganz ursprünglich aussieht. Es gibt keine großen Hotelkomplexe. Der Tourismus ist zwar auch hier wichtig. Die Ferienanlagen sind aber gut in die Natur eingebettet. Hier gibt es auch wieder großzügige Golfplätze.

Auf dem Atlantik hat sich in der Nähe der Kanaren ein Hurrikan gebildet der nördlich zieht. Erste Berechnungen gehen davon aus, dass er über Madeira zerfällt. Nun wird immer gespannt auf die aktuellen Wetterberichte und Vorhersagemodelle geschaut. Starkwind würde aber in jedem Fall auch die Algarve und Andalusien treffen.

Freitag mache ich einen Ausflug nach Huelva, der Bezirkshauptstadt. Sie wird als sehr sehenswert beschrieben. Christoph Kolumbus hat hier seine Flotte zusammengestellt für die Entdeckungsfahrten in die neue Welt. Der Bus fährt ca. 50 Min. Heute ist aber der Nationalfeiertag und die Stadt ist daher nicht so gut besucht, wie ich erwartet hatte. Vielleicht liegt es an der Ruhe und den leeren Straßen, ich kann wenigstens nicht sagen, dass Huelva nun so toll ist. Die Stadt hat noch einige ursprüngliche Bauten aus vorherigen Jahrhunderten, aber vieles ist auch modernisiert. Das (Alt-) Stadtbild selber ist aber insgesamt mit den engen Gassen noch erhalten geblieben. Anlässlich des Feiertages gibt es viele Männer in Uniformen und Frauen sind schick angezogen. Man genießt den zusätzlichen freien Tag beim Lunch in den Straßencafés und Restaurants. Um 18:00 fährt mein Bus wieder zurück.

Zurück in El Rompido sehe ich, dass bereits große Motoryachten und Katamarane verlegt wurden. Die Vorhersagen haben sich verschlechtert. Der Hurrikan ist an Madeira vorbeigezogen und rast nun auf Portugal zu. Ein Modell geht auch davon aus, dass es die Südküste trifft. Windgeschwindigkeiten von 100 km/h und mehr werden erwartet. Da bekomme ich doch langsam Angst. Die Marina liegt zwar geschützt durch die Dünen im Fluss, Wellen dürften also nicht das Problem sein, aber der Wind wäre doch so heftig, dass Schäden nicht auszuschließen wären.

Erst am Samstag gibt es Unwetterwarnungen vom portugiesischen und spanischen Wetterdienst. Nun kommen die ersten Eigner, um noch ihre Yachten etwas zu sichern. Ich habe auch meine Segel und Sprayhood abgebaut und das Beiboot und die Rettungsinsel unter Deck gebracht. Die Festmacher habe ich verstärkt und alle Fender zur Sicherung gegen den Steg ausgebracht. Die Vorhersagen bleiben nicht eindeutig. Es wird überwiegend davon ausgegangen, dass nun die volle Wucht Lissabon treffen würde. Aber die gesamte Küste und z.T. auch das Binnenland bis nach Spaniens Küste am Mittelmeer könnten die Auswirkungen noch mitbekommen. Auf dem offenen Meer hat der Hurrikan schon über 200 km/h erreicht. Der Nachmittag gibt mir noch Gelegenheit zu einem schönen Spaziergang entlang des Rio Piedras durch Pinienwälder und Marschlandschaft.

Ich bleibe bis Mitternacht wach, glücklicherweise bleibt es ruhig. Ich lege mich schlafen und bete, dass der Sturm nicht über uns hinwegzieht. Tatsächlich bleibt es relativ ruhig, ab 05:00 setzt starker Regen ein. Nach einer Stunde ist es wieder trocken. Ich nutze das schöne Wetter und montiere wieder die Sprayhood und bringe das Beiboot an Deck. Ich bin erleichtert, dass wir verschont geblieben sind. In Lissabon hat es wohl Schäden gegeben, aber der Hurrikan hatte sich abgeschwächt und die Küste „nur noch“ mit 100 km/h getroffen. Die Wettervorhersagen erwarten aber für die nächsten Tage noch stärkere Winde auch für Andalusien. Meine Abreise verschiebe ich um einige Tage. Hier kann man es gut aushalten. Am Sonntagmorgen ist es noch windstill und ich kann die Segel wieder anschlagen. Man hört die hohen Wellen auf dem Strand hinter den Dünen sich brechen. Ab mittags bläst es dann kräftig mit bis zu 7 Bft. und kräftigem Regen. Da schaffe ich viele Seiten zu lesen.

Für Morgen sind die Wetteraussichten gut. Die hohen Wellen sollen sich bis auf 0,5 m abgeschwächt haben. Dann ginge es weiter nach Mazagon.