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Camargue

Veröffentlicht am 28.08.2019

Erstens kommt es anders ........

Am Dienstagmorgen nach dem Frühstück zum Einkaufen gegangen. Bei Lidl die Vorräte wieder ein wenig aufgestockt. Mittags kam dann der Anruf, dass meine Mutter verstorben ist. So schnell hatte ich damit nun doch noch nicht gerechnet. Letzte Woche hatte ich sie ja noch besucht und alles war wie immer. Sie hatte sich gefreut, dass ich wieder einige Tage bei ihr war. Nun musste alles schnell gehen, Familie informieren, Bestatter beauftragen, Bahn und Flug buchen. Am nächsten Tag ab Toulouse über Frankfurt nach Hamburg. Morgens um 07:00 holte mich das Taxi vom Hafen ab und fuhr mich zum Bahnhof von Leucate, der doch einige Kilometer entfernt ist. Bahnhof LeucateBahnhof LeucateVon dort über Narbonne nach Toulouse und mit der Metro und Tram zum Flughafen. Nachmittags war ich dann in Hamburg und konnte mich die nächsten Tage um alles Weitere kümmern. So traurig es auch ist, wenn jemand aus der Familie stirbt, so gut war es doch, dass sie so ohne Schmerzen einfach in ihrem Bett  eingeschlafen ist und nicht mehr aufwachte. Nach 10 Tagen trat ich den Rückflug nach Frankreich an, diesmal über Barcelona und dann mit dem TGV. Die Beerdigung findet erst später statt. Der Zug in Barcelona fiel wegen Defekt leider aus und ein Ersatzzug musste geholt werden, aber das dauerte und wir fuhren erst 1 ½ Std. später los. Also nicht nur DB hat Probleme mit ihren ICE. Damit bekam ich den letzten Bus in Leucate nicht mehr. Glücklicherweise stand ein bestelltes Taxi am Bahnhof und die Gäste nahmen mich mit, sie wollten auch zum Hafen. Glück gehabt. Hier am Bahnhof ist sonst gar nichts. Am nächsten Tag noch einen Hafentag eingelegt. Es war windstill. Positionslampe repariert und Lukenverschluss ausgetauscht. Nun hatte ich die bestellten Ersatzteile aus Hamburg ja mitbringen können. Morgen soll es weiter nach Cap d’Agde gehen, die nächste Supermarina mit über 3000 Plätzen. Über Navily hatte ich eine Reservierung vorsichtshalber vorgenommen. Der Segeltag war wieder eine ständige Abwechslung zwischen Segeln und Motoren. Aber insgesamt ein sehr angenehmer Tag. Von der Küste war nicht viel zu sehen. Flaches Gebiet mit vielen Salzseen hinter den Dünen. Dann tauchte im Dunst Cap d’Agde auf. Eine unendliche Zahl von Booten auf dem Wasser. Ich meldete mich über Funk und wurde gebeten auf den Marinero zu warten, er hätte viel zu tun, würde aber bald kommen. Nun stand ich in der Einfahrt der Marina und zig einlaufende Boote überholten mich links und rechts. Jeder wie und wo er wollte. Die Jetskies natürlich immer noch einmal mit Speed. Schön Wellen machen. Nach 50 Yachten gab ich das Zählen auf. Eine halbe Stunde später fragte ich noch einmal nach, wie lange ich noch warten sollte. Nun wurde ich zum Anmeldesteg gebeten. Eigentlich hatte das Büro schon geschlossen, aber eine freundliche Mitarbeiterin zeigte mir, wo ich festmachen konnte und gab mir den Schlüssel für die Waschräume und einen Stadtplan.Restaurantmeile am Hafen Cap d'AgdeRestaurantmeile am Hafen Cap d'Agde Die Anmeldung könnten wir morgen machen. Ich legte an dem Gästesteg an. Hier liegt man etwas unruhig durch die vielen ein- und auslaufenden Schiffe. Aber es war ja schon spät und ich hoffte, es würde in der Nacht ruhig bleiben. Wind war auch nicht angekündigt. Nach 2 Stunden tauchte dann der Marinero auf und wollte mir einen ruhigeren Liegeplatz geben. Ich winkte ab, für eine Nacht war es hier bestimmt ok. Und ich lag so auch dicht bei dem Waschhaus. Das erste Mal ein Unisex Dusch- und Toilettenhaus. Ein Vergnügungspark leuchte nachts von der anderen Seite herüber, aber der Lärm war nicht zu hören. Nach dem Frühstück meldete ich mich ab, bekam noch eine Flasche Rosé geschenkt. Keine weiteren Papiere auszufüllen. Hatte ich so auch noch nicht erlebt. Heute geht es weiter nach Port Camargue, die größte Marina (von der Fläche) in Europa, 70 ha. Mit ca. 4000 Plätzen. Auch wieder eine Stadt aus dem Sumpf gestampft, hat dieses Jahr 50 jähriges Jubiläum. Vorher drehte ich in der verschachtelten Marina noch eine Runde um mir den Komplex vom Wasser anzuschauen. Die Gebäude und Stege sahen zum Teil schon in die Jahre gekommen aus. Viel renoviert wurde hier wohl noch nicht. Cap d'AgdeCap d'AgdeAber im Sommer sind hier zigtausende Menschen untergebracht. Die schönen Sandstrände locken bestimmt. Heute war es sehr dunstig, die Küste verschwand schnell. Aber viel verpassen tut man da bestimmt nicht. Eine Ferienanlage nach der anderen. Der Wind war zum Segeln zu schwach und so motorte ich bis mittags, dann drehte der Wind und nahm im Laufe des Nachmittags immer mehr zu, so dass es doch noch wieder ein schöner Segeltag wurde. Ab Sete war auch die Küste wieder zu erkennen. Vor Port Camargue war wieder die Hölle los. Und alle strömten zur gleichen Zeit in den Hafen. Am Wochenende zwischen 17 und 18 Uhr sollte man hier nicht einlaufen. Am Anmeldesteg wurde glücklicherweise gerade ein Platz frei und ich ging zur Capitainerie. Marineros zeigten mir den Liegeplatz und schauten nur zu, ob ich in die Box kam. Netterweise halfen die Stegnachbarn mit den Vorleinen. Der Hafen machte einen viel besseren Eindruck als Cap d’Agde auf mich. Die Größe fiel überhaupt nicht auf. Die meisten Gebäude nicht höher als 3 Stockwerke. In große Grünflächen eingebettet. Port CamarguePort CamargueBreite Fuß-und Radwege. Ein kleines Einkaufszentrum nicht weit entfernt. Alles sehr ruhig. Die Waschräume sehr modern, alles Einzelkabinen. Hier wurde investiert. Am Montag bin ich dann einmal zu Fuß um das Hafenbecken gelaufen. Die Zubehörläden und Werft hatten leider zu. Eine Weiterfahrt ist wohl erst Donnerstag möglich. Es wird eine längere Tour, da es am Rhonedelta keine Häfen gibt und in der Bucht von Fos die Riesenölindustrie angesiedelt ist. Hier gäbe es kleine Häfen, aber das reizt mich nun gar nicht in dem Gestank zu liegen. Von hier aus könnte man auch die Rhone mit gelegtem Mast hochfahren. Auch Marseille will ich nicht anlaufen. Auf laute Großstadt habe ich zurzeit keine Lust. Danach wären Ciotat oder Bandol die nächsten attraktiven Häfen. Aber bedeutet eben auch Nachtfahrt und dafür muss das Wetter schon passen. Die Strecke nur motoren kommt für mich nicht in Frage. CapitainerieCapitainerieHier im Port Camargue kann man sich im Marina Büro kostenlos ein Fahrrad leihen. CamargueCamargueSomit bin ich nun ein bisschen beweglicher und mache am Nachmittag einen Ausflug in die Umgebung. Kaum hat man die Stadt verlassen, befindet man sich schon in der typischen Camargue mit ihren Feuchtgebieten und kleinen Flußläufen. Hier steht allerdings alles unter Naturschutz und nur wenige Wege sind befahrbar. Auch die Dünen sind abgesperrt. Nur kleine Wege zum Naturstrand sind offen. Aber ein schöner Anblick.Abends findet im Park der Marina noch ein wunderschönes Konzert statt. Keine Riesenlautsprechertürme aber trotzdem eine schöne Akustik und Lichtshow dabei. Am Mittwoch fahre ich nach Aigues Mortes. Eine Festungsmauer umgibt die alte Stadt. Innen kleine Läden und viele Restaurants. Gut besucht von Touristen. Aber irgendwie auch sehr beschaulich, ein wenig Mittelalterlich (13.Jhd. erbaut). Es würde mich nicht wundern, wenn hier plötzlich noch der König und seine Gefolgschaft auftauchen würden. Aigues MortesAigues MortesDer Radweg verläuft direkt am Kanal, am Riesensalzsee auf der anderen Straßenseite vorbei, Radweg am KanalRadweg am Kanalnach Grau de Roi, der alten Hafenstadt. Grau de RoiGrau de RoiHier grenzt der neue Port Camargue direkt an. Abends lasse ich mich von der schönen Atmosphäre in der Marina anstecken und gehe zur Abwechslung mal in ein Restaurant Essen. Aber die Preise hier in Frankreich lassen ein immer wieder hart auf den Boden der Tatsachen aufschlagen. Ich verstehe gar nicht, wieso so viele Menschen die Restaurants füllen bei den Preisen. Ich dachte immer Frankreich geht es zurzeit wirtschaftlich nicht so gut. Aber davon ist hier nichts zu spüren. Auch die Preise in den Supermärkten liegen weit über denen in Deutschland und Spanien. Zahlte man in Spanien für ein Bier im Restaurant noch 1,50 – 2,50 fallen hier schon 5,00 – 7,00 EUR an (0,25 l). Ein wenig den Alkoholkonsum einschränken kann ja auch nicht schaden.