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Aquilas

Veröffentlicht am 25.04.2019

Nachtfahrt

Heute muss die Abfahrt sein, ansonsten müsste ich noch eine Woche hierbleiben, weil ab morgen schon das nächste Sturmtief kommt. Die Wettervorhersage ist nicht schlecht, wenig Welle und Wind von 3-4 Bft. Zunächst noch bedeckt und windstill (das war aber auch vorhergesagt) aber nach 2 Std. motoren kam der Wind auf und ich konnte Groß und Genua setzen und das Cabo Gata sogar nur unter Segeln runden. Cabo GataCabo GataAb San Jose drehte der Wind südlicher und es ging nur mit Groß weiter, nun allerdings nicht mehr so zügig wie kalkuliert. Jetzt segelte ich entlang der Costa Brava, die von hier bis zum Cabo de San Antonio bei Denia geht. Garrucha, mein eigentliches Ziel, würde ich wohl erst kurz nach Mitternacht erreichen. Ich entschloss mich weiterzusegeln bis Aquilas oder Mazarron. Dann würde ich bei Sonnenaufgang dort in den Hafen fahren können. Gern hätte ich auch in einer der schönen einsamen Buchten, die es hier noch gibt, geankert und die Nacht verbracht, aber die Angst vor dem Starkwind am nächsten Tag stand dem im Wege. Ab Carboneras (Industriehäfen) schlief der Wind ganz ein und unter Motor ging es in die beginnende Nacht. Positionslaternen an. Ich musste mich erst einmal wieder an das Segeln im Dunkeln gewöhnen. Die letzten Male waren in Portugal. Der Eindruck von Entfernung und Richtung verschiebt sich für mich doch stark gegenüber dem Segeln am Tage, da es keine Konturen von Land und keinen richtigen Horizont über dem Meer gibt. Nach ca. 1 Std. hatte der Wind ein Einsehen und frischte wieder auf, kam sogar westlich, so dass ich auch die Genua wieder nutzen konnte. Mit 4-5 Kn ging es weiter Richtung Garrucha. Dort kam ich dann gegen 01:00 an. Ein starker Gipsgeruch kam mir entgegen (wird dort auf Schiffe verladen). Also weiter nach Aquilas, nachts in unbekannte Häfen einlaufen liegt mir nicht. Der Wind schlief schon wieder ein, hatte aber einen unruhigen Schlaf, mal wehte er leicht aus Nord, dann aus Süd, dann aus Ost und wieder aus West. Vor Aquilas gibt es noch ein großes Sperrgebiet, das es zu umrunden galt. Hier liegen Fischernetze aus. Mit ganz geringer Motorfahrt robbte ich mich Richtung Aquilas, um nicht schon weit vor sieben Uhr dort zu sein. Mir kamen schon die vielen Fischerboote entgegen, die nicht alle eine korrekte Beleuchtung hatten, aber auf dem Radar konnte ich sie glücklicherweise erkennen. Nachdem die Konturen der Stadt und des Hafens erkennbar wurden, fuhr ich als erstes in den Stadthafen, der aber total voll war, jetzt weiter zu der etwas außerhalb liegenden Marina Juan Montiel. Hier bekam ich gleich einen Liegeplatz vom Marinero zugewiesen. Die Marina ist noch relativ neu, liegt aber wirklich in einem neuen Feriengebiet abseits der eigentlichen Stadt Aquilas, das aber noch völlig im Winterschlaf lag. Nur das Hotel-Restaurant hatte geöffnet. Aquilas neues FerienzentrumAquilas neues FerienzentrumEin schwedisches Schiff lag noch neben mir, ansonsten waren auch keine anderen Segler auf ihren Schiffen. Ein kurzes Schläfchen und mittags machte ich mich auf den Weg in die Stadt an der wirklich schönen Promenade und dem leeren Strand entlang. Fast alle Bars und Restaurants waren noch geschlossen. Im Zentrum gab es dann ein wenig mehr Leben. Ich ging hinauf zur Burg und hatte von dort einen prima Blick über die Bucht und die Stadt. Während es auf dem Hinweg noch ganz ruhige See war und kaum ein Lüftchen ging, war auf dem Rückweg nach 2 Std. auf einmal die See mit weißen Schaumkronen überzogen und die Wellen brachen sich am Strand. Der Sturm hatte begonnen. Ich lag zwar im Hafen geschützt, aber der Schwell ruckelte so stark am Schiff, dass ich mich auch im Salon immer festhalten musste, wenn die Festmacher plötzlich das Schiff abrupt abfingen. Das Schiff vibrierte den ganzen Tag. Ich hatte Angst, dass mir die Klampen aus dem Deck gerissen werden. Auch das Kochen war wie auf hoher See. So sollte es nun bis Freitag bleiben. Jeden Morgen den Wetterbericht abgerufen, aber die Aussichten änderten sich nicht doll. Evtl. könnte ich auch Donnerstagnacht weiter. Denn ab Freitag / Samstag sollte es wieder fast windstill werden. Ich bereitete mich schon auf eine Nachtfahrt vor, ging auch noch einmal an den Strand, aber die Brandung war immer noch stark und es blies noch mit 25 Kn. Bei dem Schwell war mir auch die Gefahr, nicht heil durch die schmale Ausfahrt zu kommen und gegen die Steine gedrückt zu werden, zu groß. Also noch eine Nacht schlafen, dann aber früh hoch um noch den letzten Wind abzubekommen. Nächster Hafen sollte Cartagena sein.