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Aguadulce (Almeria)

Veröffentlicht am 21.04.2019

Semana Santa

Heute ist es wieder windstill, aber schön sonnig. Morgen kann ich wohl weiter. Die Dar Melica war schon weiter nach Aguadulce gefahren, da ihnen die Marina hier nicht so gut gefallen hatte. Einen Tag hier bleiben, finde ich aber nicht schlimm, der Liegeplatz ist gut und preiswert, ich kann noch in einem großen Supermarkt einkaufen. Ein Bummel um die ganzen Liegeplätze dauert auch immer eine Weile, im Cafe einen Cafe Solo getrunken und eine Ensimada gegessen. Samstags ist fast überall immer viel Betrieb zur Mittagszeit (geht hier bis 16 Uhr) in den Restaurants. Familien treffen sich hier zum Essen und ich mag es gern, Leute zu beobachten und die Stimmung in mir aufzunehmen. Beim Bummeln sehe ich noch ein Schiff, bei dem mir als erstes der Name Fanta Four auffällt, dann noch als Heimathafen Hamburg dran steht. Ich sage guten Tag und werde auf ein Bier an Bord eingeladen. Michael hat sein Schiff hier im Winter auf Land stehen gehabt und ist vor einigen Tagen zu Wasser gegangen und war noch am Putzen und aufräumen. Er will Ende April weiter Richtung Balearen. Vielleicht treffen wir uns dort ja einmal wieder.

Am Sonntag ist weniger Wind als vorhergesagt, aber ich werfe trotzdem die Leinen mittags los. Ab dann steigt der Wind normalerweise an. Heute tut er sich etwas schwer damit, aber ich habe Zeit, bis Aguadulce sind es nur 18 Meilen. Also segle ich mit 1,5 Kn bei herrlichstem Sonnenschein und glatter See entlang der Küste. Nachdem ich um das kleine Kap herum bin und nun achterlichen Wind habe, frischt er glücklicherweise auf und es geht nun mit etwas über 2 Kn weiter und bald werden es sogar 4 Kn. Am Anmeldesteg nehmen mich Heinz und Janet im Empfang. Ich bekomme einen Liegeplatz ein paar Plätze neben ihnen. Sonntags ist das Büro zwar geschlossen, aber die Marineros kommen gleich nach der Ankunft und erledigen die Anmeldeformalitäten. Auf der Dar Melica bekomme ich dann sogar noch ein Abendessen und ein Bier. Heute ist Palmsonntag und in Spanien beginnt damit feierlich die Osterwoche. Viele haben frei und ich glaube auch die Schulen haben geschlossen, denn viele Kinder- und Jugendliche waren in der Woche tagsüber am Strand und in den Bars und keine mit Schulkleidung. Es waren am Sonntagabend noch laute Parties in den Bars am Hafen, die z.T. bis in den frühen Morgen gingen. Aguadulce Marina mit RestaurantsAguadulce Marina mit RestaurantsAm Montag lief die Dar Melica aus, da aber kein Wind angesagt war für heute bleibe ich hier, habe keine Lust 5 Std. bis zum nächsten Hafen nur zu motoren. Außerdem wollte ich von hier aus auch die Kreisstadt Almeria besuchen. Der Yachthafen dort ist für Besucher nicht geeignet, da der Yachtclub diese nicht gern sieht und wie ich später selber sehe, auch tatsächlich voll belegt ist. Von Aguadulce fährt ein Bus alle halbe Stunde in 15 Min. in die Stadt. Am Dienstag bin ich dann damit mittags auch gefahren. Es ist ein sonniger Tag. Almeria fand ich keine besonders hübsche Stadt. Im 16. Jhd. wurde sie durch 3 Erdbeben jedesmal zerstört und wieder aufgebaut. Als Sehenswürdigkeit gibt es hier die Kathedrale, die mehr einer Festung gleichtKathedraleKathedrale und die Alcazar, die maurische Burg, von der noch die Mauern erhalten sind und die in den letzten Jahren wieder im Innenbereich restauriert wird. AlcazarAlcazarEs sind noch Ausgrabungen im Gange, die Wege und Treppen wurden aber im modernen Stil erneuert. Von der Burg hat man einen guten Blick auf die Stadt. Durch die Stadt führt auch eine schöne Grünanlage (Rambla) über mehrere Kilometer, mit Springbrunnen und vielen Bänken und Spielplätzen. Auch gibt es in der Stadt überall schöne Plätze mit gemütlichen Cafes, die alle voll sind. Mittags genieße ich das laute, quirlige Treiben in einer urigen Tapas-Bar in einer kleinen Gasse, die nur aus solchen Bars besteht. Sehr interessant. Tapas StreetTapas StreetAlmeria ist auch eine bekannte Filmstadt (mir bis dahin nicht). Es gibt hier sogar einen Walk of Fame und an 12 Stellen stehen Info-Schilder, welcher Film an diesen Schauplätzen gedreht wurde. Mir waren nur bekannt „Lawrence von Arabien“ und „Indiana Jones“. Ganz in der Nähe der Stadt (Wüstengelände) hat in den 60ger Jahren Sergio Leone eine Westernstadt errichtet, in der er „Für eine Handvoll Dollar“ gedreht hat. Diese Stadt wurde nach Touristbüro-Information danach für über 500 Westernfilme genutzt. Auch Bully Herbig hat hier seinen Film „der Schuh des Manitu“ gedreht.

Für die nächsten Tage ist Regen und Starkwind und zudem aus der Richtung in die ich hinwill, oder Windstille angesagt. Wahrscheinlich muss ich bis Ostern hier bleiben. Der Liegeplatz ist zwar günstig, aber Aguadulce ist kein besonders schöner Ort. Ich verstehe gar nicht, warum es hier im Sommer zigtausende herzieht. Zur Zeit ist alles noch sehr ruhig und die Ferienwohnungen fast alle leer, kaum Touristen. Am Donnerstag regnet es tatsächlich den ganzen Tag. Karfreitag schaue ich mir die Prozessionen in Almeria an. Sollen zwar jeden Tag in der Osterwoche stattfinden, aber am Karfreitag sind die wichtigsten. Es gibt verschiedene Bruderschaften die diese organisieren. Sie starten immer aus einer der vielen Kirchen und gehen dann über 4 – 6 Stunden durch die Stadt. Alle gehen über den Paseo Almeria (Haupteinkaufsstraße). Hier sind viele Tribünen aufgebaut und verschiedene Fernsehstationen übertragen die Prozessionen. Am Karfreitag finden vier statt. Ich war bereits mittags in Almeria, aber die erste Prozession startete erst um 18:00 Uhr wie mir das Touristbüro mitteilte. Ich konnte mir also noch einmal die Stadt an einem Feiertag anschauen. Entgegen der Wettervorhersage blieb es die ganze Zeit trocken. Am Himmel zogen zwar immer wieder dunkle Wolken auf und viele Besucher hatten auch Schirme dabei. Ab 17:00 füllte sich der Platz vor der Kirche. Die Polizei hatte die Strecke bereits Stunden vorher gesperrt. Karfreitag ProzessionKarfreitag ProzessionPünktlich kam dann die erste Statue getragen von zig Männern aus der Kirche, ganz langsam setzte sich die Prozession in Gang. Es folgte noch eine weitere Statue. Weihrauch wurde geschwenkt und Trompeten spielten. Das ganze wirkte auf mich mehr wie ein Volksfest. Die Stimmung bei den Zuschauern (vom Baby bis zum Greis) war eher ausgelassen als feierlich. In schwarz gekleidet waren nur die Prozessionsteilnehmer. Auch in den Bars wurde laut und viel gefeiert. Auf dem Rückweg zum Busbahnhof standen bereits vor zwei anderen Kirchen wieder riesige Trauben von Menschen, die auf den Auszug warteten. Auch am Samstag regnet es wieder den ganzen Vormittag. Vorsichtshalber bezahle ich den Liegeplatz schon einmal bis Sonntag, in der Hoffnung dann ablegen zu können. Auch am Ostersonntag wieder nur Regen. Und in Hamburg ist es sommerlich warm und sonnig. Obwohl ich ja eigentlich Zeit habe, möchte ich nach einer Woche Aufenthalt doch gerne weiter. Der Ort bietet eben auch keine Abwechslung. Also Montag, laut Wettervorhersage der einzige Tag in der nächsten Woche, wo eine Weiterfahrt in Richtung Nordost möglich ist. Dann folgen schon wieder Sturmtage. Ich plane nun die lange Strecke (über 50 Meilen) nach Garrucha zu segeln.