Gijon

Gijon

28.07.2018

Unter Segeln ging es aus der Bucht von Falmouth direkter Kurs (200 Grad) La Coruna. Die OKA blieb bis zur Abenddämmerung immer in Sichtweite. Die erste Nacht brach an. Meine Windfahnensteuerung hielt den Kurs Hoch am Wind (32 Grad). In der Nacht merkte ich, dass wir unseren direkten Kurs nicht mehr genau halten konnten. Werden wir schon wieder herausholen. Morgens sah ich mich dann allerdings schon genau vor der Einfahrt des VTG bei Brest, welches wir eigentlich später mittig erreichen wollten. Kurswechsel, abfallen und neuen Anlauf auf unseren Wegepunkt. Am Horizont konnte ich die OKA wieder sehen. Der Funkkontakt war aber zu schlecht zum sprechen. Am Nachmittag mit viel Mühe und teilweise Motorkraft am Trennungsgebiet langgehangelt. Die OKA war jetzt ca. 5 Meilen voraus und wir verabredeten Kurs für die Nacht. Noch immer war La Coruna möglich. Mit Sonnenuntergang ging auch der Wind schlafen und so dümpelte ich durch die Nacht ohne vorwärts zu kommen. Der Vollmond ließ die spiegelglatte Biscaya golden glänzen. Gegen 3:00 versuchte ich weiter östlich zu kommen, da laut Vorhersage der Wind dort stärker sein sollte. Aber vergebens, ich kam nicht voran. Bei Sonnenaufgang den Parasailor herausgekramt und mit 3-4 Knoten achterlichen Wind einige Meilen vorangekommen. Wieder Winddrehung und weiter mit Genua und Groß. Nachmittags wieder einige Zeit Flaute, dann wieder Wind, nun aber nicht mehr passend zum Ziel La Coruna. Naja, vielleicht wechselt er ja noch einmal. Aber wir hatten schon vorher Ersatzziele uns auf der Karte herausgesucht. Von der OKA keine Spur mehr.

Dank Windfahnensteuerung musste ich fast nie am Steuer stehen und konnte mir ein warmes Essen machen, Kaffee und Tee kochen, meine Müsliriegel essen und um die richtige Segelstellung kümmern. Nur kleine Adjustierung an der Windfahne waren erforderlich. Alles in allem bei der spiegelglatten Biscaya ein angenehmes reisen, auch wenn der mangelnde Schlaf sich langsam bemerkbar machte. Mehr als immer ein paar Minuten die Augen zu und unter der Sprayhood geschützt gesessen war nicht drin. Immer wieder musste Ausguck nach anderen Schiffen gehalten werden. Das AIS warnte mich rechtzeitig. Aber auch Segelschiffe ohne AIS konnten unterwegs sein. 

Donnerstag früh dann plötzlich verschwand der Mond hinter dunklen Wolken und der Wind stieg an. Es wurde absolut dunkel. Nur die Positionslampen spiegelten ihr Licht im Wasser. Selbst die Segel konnte ich nicht mehr erkennen. Absolut alles schwarz, gespenstisch. Ausgerechnet jetzt verklemmt sich bei der Adjustierung der Windfahne diese und ich musste selber das Ruder übernehmen. Hoffentlich bekomme ich das wieder repariert. Die nächsten 2 Tage nur am Steuer stehen, konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich das durchhalten sollte. Glücklicherweise ließ der Wind am Vormittag nach und ich konnte die Windfahnensteuerung reparieren. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Nun wurde aber auch klar, Coruna war nicht zu schaffen. Der Kurs jetzt 180 Grad. Gijon lag genau an. Nachmittags wachte dann plötzlich die Biscaya auf und eine Welle von ca.1 Meter lies die ANTARES auf und ab gleiten. Aber der Wind nahm zu. Keine Wolke am Himmel, Keine Anzeichen von Wetteränderung, auch das Barometer blieb unverändert. Der Wind blies nun schon mit 14 Knoten und aus Vorsichtsgründen reffte ich schon einmal. Aber das reichte nicht, ANTARES legte sich schon stark nach Backbord. Also Reff 2 auch noch rein und die Genua verkleinert. Nun wurden es schon 20 Knoten Wind und die Wellenhöhe stieg auf 2 Meter. Die Nacht brach an und es war stockdunkel. Der eiserne Gustav machte brav seine Arbeit und ich konnte mich im Niedergang geschützt unter der Sprayhood aufhalten. Die Gischt spritze nun immer häufiger ins Cockpit. ANTARES wurde zum Spielball der Wellen, die uns nun hoch trugen und dann wieder tief ins Tal häufig hart aufsetzen ließen. Aber der Kurs wurde gehalten. Alle Stunde schaute ich nach draußen, ober der Kurs noch stimmte. Ein Ausguck nach anderen Schiffen wurde unmöglich, man konnte nichts erkennen. Der Blick auf den Windmesser erschreckte mich immer wieder. Es wurden bis zu 30 Knoten. Die Genua und das Groß knallten immer wieder wenn eine Welle, das Schiff auf die andere Backe legen wollte. Ich hatte Angst um meine ANTARES ob sie das alles in ihrem Alter noch aushalten könnte. Es knarrte an allen Ecken in der Kajüte, der ganz Bootskörper zitterte. Gegen 3:00 hörte sich alles nicht mehr so laut an und ich traute mich wieder hinter das Steuerrad. Zu sehen war immer noch nicht viel. Die hohen Wellen beeindruckten mit ihrer weißen Gischt immer noch. Ich lenkte nun das Schiff per Handsteuerung wieder genau Richtung Gijon. Erst gegen 10:00 wurde es ruhiger und ich konnte mich langsam treiben lassen. Es waren nur noch 30 Meilen bis Gijon. Der eiserne Gustav übernahm und ich räumte schon ein wenig auf und unter Deck auf und ruhte mich in der warmen Sonne aus. Alles was sich unter Deck bewegen konnte, hatte die Lage verändert. in meiner Kabine lag die Kleidung auf der Koje, die Haken leer und alles auf dem Boden. Im Salon glücklicherweise nur ein paar Sachen. Hinter den Schapps allerdings etwas Chaos. Um 14:00 lies ich dann den Motor an. Der Wind würde uns nicht mehr rechtzeitig nach Gijon bringen. So konnte ich dann gegen 18:00 anlegen. Aber wo war das Marina Office? Etwa 1 KM entfernt einmal um das Hafenbecken herum. Ich wurde zu den Gastliegeplätzen umgelegt. Ein freundlicher Mitarbeiter unterstützt mich dabei. Zeigte mir mit seinem Motorboot den Liegeplatz und nahm am Steg mir die Leinen ab.

Es war Wochenende und das Leben pulsierte um mich herum. 2 Festivals fanden gleichzeitig statt. Der Hafen liegt direkt im Zentrum der Stadt. Herrlich. Ich kaufte mir ein frisches Bier am Stand und ging dann erst einmal duschen. Die OKA konnte ich noch per Telefon erreichen. Verbindung war schlecht, da sie noch auf See waren. Sie hatten versucht im Sturm noch La Coruna anzulaufen , scheiterten und versuchten nun aber einen Ausweichhafen in Carino anzulaufen. Abends dann noch 4 frisch gebratene Sardinas im Festzelt direkt am Liegeplatz und ab in die Koje. Schlaf nachholen.